Der Ausdruck »Nutzpflanze« bezeichnet im Personalwesen einen bestimmten Typus von Mitarbeitern. Eine »Nutzpflanze« ist seinen Aufgaben durchaus gewachsen, vermag perspektivisch zu denken, hat keine Scheuklappen, arbeitet motiviert und liefert überdurchschnittliche Ergebnisse in überdurchschnittlicher Menge. Doch eine »Nutzpflanze« zeichnet sich andererseits dadurch aus, daß sie die Ergebnisse ihrer Arbeit nur unzureichend präsentieren kann, zur Micropolitik unfähig und oftmals auch der Unternehmenskultur fremd ist. Nutzpflanzen tragen Sandalen im back-office einer Bank, Strickjacken in IT-Unternehmen. Sie brauen sich esotherische Kräutertees mit dem Wasserkocher auf dem Schreibtisch und halten Bausparverträge für die beste Kapitalanlage überhaupt. Die »Nutzpflanze« ist nur unzureichend vernetzt, von begrenztem Ehrgeiz, wenig flexibel und meist auch nicht mobil. Sehr häufig sind Nutzpflanzen Familienväter - und Mütter - oder haben einen zweiten Lebensschwerpunkt ausserhalb des Unternehmens in rein privater Sphäre. »Nutzpflanzen« sind häufig Sportfanatiker, Hobbygärtner, swinger, promiskuitive Homosexuelle oder Heimatforscher. Aufgrund dieser Umstände bleibt der »Nutzpflanze« nicht nur eine wirkliche Karriere verschloßen, sondern ist auch gegen Anfeindungen, Intrigen und Mobbing nur unzureichend wehrfähig, muß also von ihren Vorgesetzten entsprechend geschützt und gehegt werden. Hieraus erwächst oftmals eine über Jahre stabile Loyalitätsbeziehung zwischen der »Nutzpflanze« und ihrem Vorgesetzten, für den seine Nutzpflanzen das Rückgrat der Leistungsfähigkeit seines Departements darstellen. Diese Beziehungen enden häufig erst durch den Aufstieg des Vorgesetzten, der zwar gerne die eine oder anderer seiner Nutzpflanzen in seinen neuen Bereich mitnehmen würde - doch sind Nutzpflanzen nur äusserst schwer umzutopfen, und warten lieber auf einen neuen Gärtner, der sich um sie zu kümmern bereit ist.
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