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Er nahm gleichgültig die Zeitschrift (natürlich handelte es sich um »FINE - Das Weinmagazin«) zur Seite und sah zu seiner Frau, die gleichzeitig in einem Buch lass. »Schatz«, fragte er während er über seine Brille hinweg zu ihr hochsah, »haben wir eigentlich schon ein Geschenk für den Besuch bei deiner Schwester am zweiten Weihnachtsfeiertag?«
Diese unprovozierte Frage brachte Unruhe in das bisher gemütliche Eheleben. »Du weißst doch, dass ihr Mann erst seit April trocken ist und deshalb bei ihnen im Haus kein Alkohol mehr sein darf«, brachte die Frau ins Spiel. »Hm«, stotterte er nun. Natürlich hatte Jasmin damit recht, aber etwas passte ihn nicht daran.
Kurz bevor Jasmin wieder ihr Buch vors Gesicht gehalten hatte, sprach er wieder: »Wir sind Silvester doch nicht mit denen verabredet, oder?«
Gottlob, nein. Die Antwort Jasmins war wortkarg, brachte es aber mit einem Blick auf den Punkt. Er war vorläufig beruhigt. Silvester ohne Alkohol. Unvorstellbar. Nicht verhandelbar. Zumindest nicht mit ihn. Wenigstens in dem Punkt musste er sich durchsetzen, wo Jasmin sich schon bei der Umstellung der Möbel und den Urlaubsort durchgesetzt hatte. »Ja, laden wir denn jemanden ein?«, ging die Frage an Jasmin. »Nein«, tönte es hinter dem Buch hervor.
Klasse, dann konnte er mit seinen alten Freunden einen drauf machen.
»Kann sein, dass ich noch mal kurz rübergehe«, kündigte er an. Seine Frau nahm es gleichgültig zur Kenntnis, »zieh dir aber was warmes an. Es ist jetzt schon sehr kalt draußen«. Gut. Botschaft angekommen, wenn auch nicht richtig verstanden worden. Das wäre Monition, falls es später richtig krach gibt. Immerhin hat er es gesagt, sie hat nicht widersprochen. Auf den Level war die Ehe inzwischen schon.
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