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GEO kompakt schrieb am 9.4. 2019 um 15:09:06 Uhr über

NikolaTesla

Teil 1


Mit einem Fingerschnippen eröffnet der in die USA emigrierte Serbe NikolaTesla an einem Abend im Jahr 1891 die Vorstellung: Augenblicklich lodert ein roter Feuerball in seiner Hand auf. Behutsam lässt der hoch-gewachsene Mann die Flammen auf seinen weißen Frack, dann über sein schwarzes, in der Mitte gescheiteltes Haar gleiten. Schließlich verstaut der Magierzum Erstaunen des Publikums gänzlich unversehrt – das geheimnisvolle Feuer in einer Holzschachtel.

»Jetzt werde ich Ihnen Tageslicht machen«, ruft Tesla. Mit einem Mal erstrahlt der Vorführungsraum, sein Labor in der New Yorker South Fifth Avenue, in wundersam hellem Licht.

Dann springt der Erfinder auf eine Plattform, die mit einem elektrischen Spannungsgeber verbunden ist. Langsam dreht er den Regler hoch, bis sein Körper schließlich einer Spannung von zwei Millionen Volt ausgesetzt ist.

Elektrische Entladungen knistern um seinen Leib. Blitze und Flammen zucken aus seinen Händen. Als Tesla die Spannung ausschaltet, umflirrt ihn, so erinnern sich später manche, noch immer ein bläuliches Glimmen. Der »Magier der Elektrizität« liebt es, NewYorks High Society mit seinen Inszenierungen zu verzaubern und Reportern die Kraft und Gefahrlosigkeit des von ihm entwickelten Stromsystems zu präsentieren. Nicht zuletzt sind seine spektakulären Vorführungen Propaganda im Krieg um die weltweite Elektrifizierung.


NikolaTeslas Gegenspieler ist ein gerissener Geschäftsmann

Es ist ein Krieg, den Tesla (wenn auch unfreiwillig) gegen einen zweiten, nicht weniger gefeierten Erfinder führt. Einen Mann von so anderem Naturell, dass er wie der Gegenentwurf zu Tesla anmutet: Thomas Alva Edison – hemdsärmelig, gerissen, geschäftstüchtig.

Für den Amerikaner ist Tesla nicht mehr als ein »Wissenschaftspoet«, ein Theoretiker und glückloser Tüftler, dessen Ideen zwar »großartig, aber ausgesprochen unbrauchbar« sind. Edison bemisst den Wert einer Erfindung daran, wie viele Dollar sie seinem Unternehmen einbringt.

Tesla dagegen geht es nicht nur ums Geld: Der Zweck einer Erfindung, sagt er, bestehe vor allem in der Nutzbarmachung der Naturkräfte für die menschlichen Bedürfnisse.

Der Kampf um den Strom: Tesla wird ihn gewinnen. Und dochwie so oft in seinem Lebenals Verlierer daraus hervorgehen.

Die geheimnisvolle Wirkkraft der Elektrizität scheint NikolaTesla schon als Kind erfasst zu haben. Immer wieder sieht der am 10. Juli 1856 im kroatischen Dorf Smiljan geborene Sohn serbischer Eltern grelle Lichtblitze. »In einigen Fällen war die gesamte Luft um mich herum mit lebendigen, flammenden Zungen erfüllt«, erinnert sich Tesla später in seiner Autobiografie.

Oft gehen diese Erscheinungen mit inneren Bildern einher. Dann sieht Tesla Räume oder Gegenstände vor seinem geistigen Auge, so klar, dass er Traum und Wirklichkeit kaum auseinanderzuhalten weiß. Mit der Zeit lernt er, diese visuellen Eingebungen zu kontrollieren. Er reist gedanklich in fremde Städte und Länder, unterhält sich im Geiste mit Menschen, schließt Freundschaften.


Der junge Tüftler arbeitet ohne Zeichnungen und Modelle

Als Tesla mit 17 Jahren beginnt, sich »ernsthaft mit Erfindungen« zu befassen, offenbart sich seine Vorstellungskraft: Er braucht keine Modelle, Zeichnungen oder Experimente, um Geräte zu entwickelner verfolgt den gesamten Schaffensprozess einer Erfindung im Kopf. Dort baut er die Apparaturen auf, bessert Fehler aus, lässt sie laufen. »Es ist völlig ohne Bedeutung für mich, ob ich eine Turbine in meinem Geist oder in der Werkstatt betreibe«, schreibt er. »Ich kann sogar bemerken, wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät

1875 erhält der 19-Jährige ein Stipendium an der Technischen Hochschule in Graz. Er lernt wie besessenmanchmal von drei Uhr morgens bis abends um elfund besteht im ersten Jahr gleich neun Examina mit Bestnote. »Ich besaß eine wahre Manie, alles, was ich einmal begonnen hatte, auch zu Ende zu führen«, erinnert sich Tesla später. Als er Voltaire zu lesen beginnt, stellt er zu seinem Leidwesen fest, dass »dieses Monster« an die 100 Bücher geschrieben hatquält sich aber dennoch durch das Mammutwerk.


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