Heute abend hatte ich das Fenster in der Küche auf kipp und die Latüchten leider angelassen. Als ich soeben noch einmal hinunter ging, zu richten die Lebenden und die Toten, Quatsch, das Frühstück für gleich, da musste ich feststellen, dass eine ganze Armada Nachtfalter in dieselbe eingefallen war und im Affentempo aber komplett desorientiert um die drei Strahler der Lampe kreiste. Zuerst überlegte ich, ob ich wohl die Terrassentür öffnen soll, um draußen ein Licht zu entfachen, auf dass die possierlichen Tierchen ihres Lebens froh meiner Häuslichkeit entweichen dürfen. Ich entschied mich jedoch für die Variante »NächtlichesFaltermassaker« (Ich schreibe das zusammen, falls jemandem ähnliches widerfährt und er dieses Ereignis verstichwortet wissen will).
Ich habe also in wenigen Minuten 37 Falter nebst 3 Fliegen massakriert, was sonst gar nicht meine Art ist. Der Anblick der Dahingeschiedenen auf dem Fußboden der Küche war nun in Anbetracht des schon sehr bald zu erwartenden Frühstückes auch nicht so lecker, auf dass ich mich nun auch noch aufmachte, denselben mittels eines Besens oberflächlich zu reinigen. Ich fegte die frischen Leichen unter die Heizung, erhielt ein beachtliches Häufchen Chitin und ähnlichem chemischen Wirr-Warr und als ich nun dieses Bergen-Belsen der Motten betrachtete, fiel mir auf, dass noch einer der Kollegen auf der Heizung saß und seinem Tod durch Bewegungslosigkeit zu entrinnen trachtete. Natürlich wollte ich mein Werk vollenden, doch er entwischte meinen klatschenden Händen und flog aufgeregt kreuz und quer durch die Küche. Weiteren drei Klatschen konnte er geschickt entweichen und er hörte mich sagen, ohne mich zu verstehen: »Du glaubst doch nicht ernsthaft, mir entkommen zu können, Du Hund!«, doch der Schmetterlingsartige entwich zwischen Bräter, Tabletts und sehr wahrscheinlich deckellosen Tubberdosen auf oder auch möglicherweise hinter dem Schrank, den ich nun ganz und gar nicht mehr seiner Last entledigen wollte, nur um diesen verfickten Flattermann noch zu töten. Also erkannte ich meine Niederlage neidlos an, da bin ich fair und ging auf die Terrasse, um meine Nachtzigarette zu inhalieren. Als ich auf meinem Weg ins Nachtlager die Küche passierte, sah ich, dass der fliegende Kasperkopf übermutig wurde udn sich aus seinem Versteck traute: Seelenruhig hing er an der Decke und überlegte, was er wohl am nächsten Tag machen würde.
Diese Entscheidung habe ich ihm abgenommen.
Er liegt jetzt ebenfalls recht abgestaubt auf dem Küchenfußboden und leistet seinen Artgenossen Gesellschaft.
Siegesgewiss kann ich jetzt nach Betätigung des »eintragen«-Buttons ins Bett gehen und der morgige Tag wird mir nichts anhaben können.
Pah.
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