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Adam W., am 13.8. 2002 um 11:11:47 Uhr
Neomalthusianer

Am 24. April 1974, auf dem Höhepunkt der Ölkrise, unterschrieb der Sicherheitsberater des Weißen Hauses ein Memorandum, das die Grundlinien der US-Politik für die nächsten Jahre festlegte. Das »National Security Study Memorandum 200« (NSSM 200) trug den Titel »Auswirkungen des weltweiten Bevölkerungswachstums auf die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihre Interessen in Übersee«. Es richtete sich an alle Kabinettsmitglieder, an den Generalstab und die verantwortlichen Leiter der CIA und anderer Dienste der USA. Am 16. Oktober 1975 bestätigte Präsident Gerald Ford auf Betreiben seines Außenministers in einem weiteren Memorandum die Notwendigkeit »amerikanischer Führung in Sachen Weltbevölkerung«. Es bezog sich im wesentlichen auf das geheime Memorandum NSSM 200. Diese Ausführungsverordnung machte zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten den Malthusianismus zur Leitidee der Sicherheitspolitik der amerikanischen Regierung.

Das Memorandum argumentierte, das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern, die an die Schwelle zur Industrialisierung heranrückten und in denen wichtige Rohstoffquellen lagen, stelle eine »potentielle Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA« dar. Es warnt davor, daß diese Länder unter dem Druck ihrer wachsenden Bevölkerung von den USA für ihre Rohstoffe höhere Preise und für sie günstigere Handelsbedingungen durchsetzen könnten. Es listet dreizehn Länder auf, die sich als »strategische Ziele« für amerikanische Initiativen zur Bevölkerungskontrolle anböten. Die Liste, die der Chef des Nationalen Sicherheitsrates, vermutlich wie so oft nach Konsultationen mit dem britischen Außenministerium, zusammengestellt hatte, ist aufschlußreich. Als wichtigste Opfer der Maßnahmen zur Bevölkerungskontrolle nennt die Studie die Länder in der Reihenfolge: Brasilien, Pakistan, Indien, Bangladesch, Ägypten, Nigeria, Mexiko, Indonesien, die Philippinen, Thailand, Türkei, Äthiopien und Kolumbien. Über die überwiegend nicht »aufstrebende« Entwicklung dieser Länder seit 1974 kann man sodann ins Grübeln geraten.

Damit es nicht in Vergessenheit gerät: Urheber des Memorandums und verantwortlich dafür, daß es für die US-amerikanischen Sicherheitsdoktrinen verbindlich wurde, ist niemand anders als Henry Kissinger. Seither bekannten hohe Regierungsbeamte der USA und angesehene Vertreter des Establishments vor der Öffentlichkeit, sie seien überzeugte Neomalthusianer.



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