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anoubi schrieb am 2.5. 2006 um 07:24:02 Uhr über

Neoliberalismus

Die Welt, in ihrer Bewegung

"Wir müssen reden
Wenn Exlinke über existierende Linke den Kopf schütteln. Wer die Welt verändern will, muß sie in ihrer Bewegung verstehen und aufhören, sich dieser entgegenzustellen. Wer stehen bleibt, hat Unrecht. Das Projekt der Moderne ist noch nicht volendet. ... es gibt eine linke Mehrheit im Land ... sie sind Mainstream geworden, sie üben Herrschaft aus, dominieren Diskurse und Lehrpläne, haben mächtige Netzwerke und einen massentauglichen Populismus. ... Weder moralisch oberlehrerhafter Defätismus» (Mutlosigkeit, Schwarzseherei) «noch das Beleidigtsein über den Gang der Geschichte, weder Linksradikalismus noch Antikapitalismus unterstützen Arbeiterinteressen. ... Die Globalisierung rückt weiter voran - und Kongresse in der Volksbühne werden sie nicht aufhalten. ... Deutschland braucht Wachstum. ... Wenn mir vorgeworfen wird, das Bürgerliche zu ästhetisieren, so ästhetisiere ich darin vor allem den Lebensstil von Verantwortungs- und Leistungseliten. ... Wenn ich das Grandiose des Linksseins richtig verstanden habe, dann war es stets getragen von der Lust und dem Verlangen, die Welt zu verändern und zu verbessern. Davon ... ist nichts übrig geblieben. ... Darüber müssen wir reden. ... Dazu wäre zu klären, ob der Weg zu weniger Staat, mehr Selbstverantwortung und mehr Innovation» (Erneuerung) «auch ein gemeinsames Ziel sein könne ..."

Ulf Poschardt, »die tageszeitung«, 30.09.05

"Ich will nicht reden müssen
Nicht alles, was eine Debatte sein möchte, ist auch eine. Wer Halbwissen und eine starke Meinung der Recherche» (Nachforschung, Ermittlung) «vorzieht, dem sollte man sich entziehen. ... `Hast du heute den Text von Poschardt gelesen?``Mmmh.Irre.` Das war´s. eien Debatte führen ist da einfach zu langweilig. Zu doof. Aber wenn es auf den Kulturseiten der taz steht, reicht es immerhin zu einem ´irre´. ... Weder ein Job beim SZ-Magazin noch» ...(usw.)«machen einen zu einem Linken - sondern gewöhnlich eine politische Praxis, mindestens aber dezidierte» (abschneidende) «Positionen. ... Sich selbst als einen Exlinken titulieren, damit kann man so tun, als habe man in seinem persönlichen Entwicklungsroman bestimmte Leute hinter sich gelassen, die über die gleichen Themen schreiben wie man selbst - so wird man Konkurrenten los. ... In Deutschland bestehen die Eliten aus einem neofeudalen Klüngel von Menschen, deren Eltern udn Großeltern auch schon Elite waren und die hauptsächlich daran interessiert sind, die Eliteposition auch für ihre Kinder zu sichern. Diese Elite ist sozial ungefähr so durchlässig wie die Zäune bei Ceuta und Melilla - Leistung zählt da gar nichts. ... Es gibt immer mehr Leute, die längerfristig oder zeitweise abtauchen unter den `Debatten´, den Anrufungen und Aufforderungen. Das ist kein Problem des Überangebots. Man kann den Sermon einfach nicht mehr ertragen: Rüste dich mit Individualität aus, damit du im Wettbewerb bestehen kannst; arbeite mehr; verzichte auf Hartz IV; verzichte auf Mindestlohn; verzichte auf Lohnerhöhung; konsumiere mehr; bekomm mehr Kinder; sorge selbst für Krankheit und Alter vor. Denn: `Du bist Deutschland`. ... Nein, wir müssen nicht reden."

Mark Terkessidis, »die tageszeitung«, 8.10.05

Ich bin Anoubi. Mein Kommentar: Mark hat recht. Wenn keine Schüler, und keine ernst zu nehmenden Gegner auftauchen, müssen wir nicht reden! Und wenn sie auftauchen, können wir reden, und das ist nicht das gleiche wie »müssen«.


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