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Liona schrieb am 28.5. 2002 um 22:42:34 Uhr über

Nekromantie

(auch Nekyomantie) Die Beschwörung von Toten. Von diesen, die in einer Welt existieren, die anderen Gesetzen unterworfen ist, als die Welt der Menschen, erhofft sich der Nekromant hellsehende Auskünfte.
Diese Auskünfte können mantische Aussagen über künftiges Geschehen sein oder auch Hinweise auf verborgene Schätze oder praktischer Rat.

Beispiele für Totenbeschwörung finden sich in alten Texten reichlich. In der Bibel ist es Saul, der die Hexe von Endor aufsucht, damit die den Samuel heraufbeschwört, von dem Saul sich Rat für den Kampf gegen die Philister erhofft (1. Samuel 28). Berühmt ist der Besuch des griechischen Seefahrers Odysseus, der im Auftrag der Zauberin Kirke zum Eingang der Unterwelt fährt, um dort die Seelen zu befragen (HOMER, Odyssee, 11. Gesang). Im Norden ist es Odin, der in die Unterwelt Hel reitet, um dort die Wölwa (Seherin) zu befragen, warum Balder unter üblen Träumen zu leiden hat (Edda, Balders Träume).
Bevorzugt wird dabei jeweils die Beschwörung von schon zu Lebzeiten mantisch besonders begabten Menschen.

Odysseus verschaffte am Eingang zur Unterwelt den Schatten Lebenskraft, indem er ihnen Blut zu trinken gab (Odyssee, 11.14).
Andere derartig stärkende Mittel sind Milch, Honig und Wein (Biedermann 1998, S. 317).

Orientalisch beeinflußt wurden nekromantische Praktiken weiter ausgestaltet, zum Beispiel in dem nun medial wirkende Leichenteile und Reliquien oder Edelsteine und Zauberkräuter verwendet wurden. In frühchristlicher Zeit dienten auch Gesänge, Gebete und Zauberformeln dem Gelingen des Rituals (Biedermann 1998, S. 317).

Wie Zauber insgesamt gehört die Nekromantie zu den für besonders verwerflich gehaltenen Künsten. Sei dies, weil die Toten in Unruhe verstetzt werden oder sei der Grund, daß vielfach Menschenopfer zum Ritual gehörten. So sollen reine Knaben geschlachtet worden sein, um aus deren Eingeweiden gewünschte Auskunft zu lesen (ebd, S. 318).


Weitere Sammlung
In Theben beschwor der Tiresias den toten Laios, um den Namen von dessen Mörder zu erfahren, wodurch die unglückliche Tat des Ödipus ans Licht kommt.

Später der Nekromantie verdächtige sind Faust, Trithemius und John Dee (Biedermann 1998, S. 318).




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