Zwischen Mettmann und Düsseldorf, heute gegen 20 Uhr: Eine feuchte Nebellandschaft, wie ein Dampfbad im Eiskeller. Ich schlich mit dem Wagen über die B7, suchte den verdammten Schalter für die Nebelscheinwerfer und fand ihn nicht. Das Handbuch lag wohlbehalten zuhause. Kurven, die sich erst im letzten Moment offenbarten, da half es mir auch nichts, dass ich die Strecke hunderte Male gefahren bin. Wirklich dichter Nebel schluckt auch den Schall und die Zeit, jede Orientierungsmarke - fuhr ich 20, 30 oder schon 40? Ich schaute so angestrengt dorthin, wo ich die Straße vermutete, einen Blick zum Tacho wagte ich nicht zu werfen, etwa drei, vier Minuten lang, bis ich die Mulde passiert hatte und die stärker werdende Straßenbeleuchtung die sieghafte Stadt ankündigte, die Dämonenvertreiberin Zivilsation rückte näher und der Nebel, eben noch eine machtvolle Wand, zerbröselte zu flatternden Fetzen von Geisterwäsche. Während diesen bangen Minuten nun, die zu den forderndsten meiner gut zehnjährigen Autofahrerkarriere zu rechnen sind, lief eine CD, die kaum passender hätte gewählt sein können, 'Pornography' das einzige herausragende Album der Cure. Eine alptraumhaft zerdehnte Musik, die mich vor 20 Jahren, als sie noch über einen Analogplattenspieler in mein verpostertes Zimmer quoll, zuweilen im Glauben wiegte, hier würde eine Single mit 33 Umdrehungen abgespielt, bis die einsetzende hohe, nicht sonderlich angenehme Stimme von Robert Smith diesen Eindruck zerstörte. Und während Smith seine immergleichen Welterkrankungsltaneien hervorpresste, schien es mir jetzt auf dieser Autofahrt, als säße ich mitten drin in einem Video, dessen letztes Bild nur die immer größer werdenden aufgeblendeten Scheinwerfer eines gigantischen LKWs sein konnte. Es waren wirklich sehr intensive, unangenehme Momente, die ich aber nunmehr, nach einem Entspannungsbad und einem größeren Whisky, voller Dankbarkeit in das Erinnerungsregal (das neben dem gußeisernen Gefühlsschränkchen) räumen will.
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