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SPIEGEL ONLINE schrieb am 10.3. 2019 um 19:07:30 Uhr über

Naturschützer

SPIEGEL: Weiße, adlige Männer, die als Naturschützer gefeiert werden gegen indigene Ignoranten, die nur wildern wollen: Könnte dieser Mythos durch die BuzzFeed-Recherchen nun ins Wanken geraten?

WilfriedHuismann: Das muss ins Wanken geraten. Denn diese Philosophie, nach der Natur nur dann gedeiht, wenn sie von Menschen befreit wird, funktioniert nicht. In Uganda etwa hat der WWF geholfen, die Pygmäen aus ihren angestammten Wäldern zu vertreiben, weil sie angeblich den Gorillas schaden. In Wirklichkeit schaden sie nur dem Geschäft mit dem Öko-Massentourismus.

In bestimmten Gegenden sollen dort bis zu 70 Prozent der aus den Wäldern vertriebenen weiblichen Bevölkerung von Männern der herrschenden Ethnie vergewaltigt worden sein, wodurch sich diese Volksgruppe zwangsweise dezimieren wird. Es ist eine Art biologischer Völkermord, der hier im Namen des Naturschutzes geschehen ist.

SPIEGEL: Anders als jetzt zur Aufklärung der Vorwürfe hat der WWF sonst gern Anwälte beauftragt, um andere mundtot zu machen. Auch Ihr »Schwarzbuch WWF« landete vor Gericht.

Huismann: Das Buch »Schwarzbuch WWF. Dunkle Geschäfte im Zeichen des Pandas« (2012) war eine Störung des Geschäftsmodells des WWF. Das besteht unter anderem ja darin, dass man zusammen mit der Industrie sogenannte grüne Siegel etwa für nachhaltiges Palmöl entwickelt, die den Anschein erwecken, als sei die Ernte dieser Früchte nachhaltig. Solche Siegel sind eine Art Grünwaschanlage für die Konzerne, der Natur bringen sie meist nichts.

SPIEGEL: Wie lange hat Ihre Auseinandersetzung mit dem WWF wegen des Buchs gedauert, nach der einige Passagen geändert werden mussten?

Huismann: Über drei Jahre. Die können sich jede Menge guter Anwälte leisten. Und es ist zermürbend, weil das Ressourcen bindet. Das hat mich mehr Arbeit gekostet, als die Arbeit am Buch und am Film zusammen. Aber ihre Taktik ist nicht aufgegangen. Ich habe ja voriges Jahr wieder den WWF verärgert mit einer Dokumentation über das MSC-Siegel für nachhaltigen Fisch, was aus meiner Sicht genauso ein Fake ist wie die meisten von der Nahrungsmittelindustrie ausgedachten Ökosiegel.


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