Hier die aktuellste und beste Übersetzung, die ich finden konnte:
The history of naked - struggles until the seventeenth century
- Die Geschichte des Nacktkampfs in der Antike -
Von Dr. Lilian Lie Hope, University of Chikago
Übersetzt von Prof. Dr. Franka Möller, Universität Heidelberg
Danksagung
Ich bedanke mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, Studentinnen und Studenten, die mir beim Zustandekommen dieser Arbeit behilflich waren!
Dr. Lilian Lie Hope
Vorwort
Das in letzten Jahrzehnten gewachsene Interesse an kulturellen Zeugnissen früherer Zeiten, hat mich in meiner Motivation beflügelt, das Thema zu bearbeiten!
Bedauernd schicke ich vorweg, daß ich mich nur mit dem oben skizzierten Zeitraum, nicht aber späteren und sogar aktuellen Formen des Nacktkampfes (Schlamm- und Ölcatchen) auseinandersetzen kann. Die wären ein Thema für eine andere Arbeit!
Einleitung
Vorgeschichte
Die Geschichte des Nacktkampfes (1) ist so alt wie die Welt! Die Welt ist allerdings älter, als die geschätzten VertreterInnen des Kreationismus (2) unter meinen Kollegen und Kolleginnen, glauben machen möchten.
Jedenfalls gab es - sowohl den »militärpraktischen« (3) als auch den »rituellen« (4) Nacktkampf - zur Zeit nahezu aller Entwicklungsstufen der Menschheit (5). Der martialische Aspekt (6) ging allerdings im Verlaufe der Epochen zurück, zugunsten des rituellen (7).
Wenn wir auch davon ausgehen müssen, daß der religiös - rituelle Gesichtspunkt des Nacktkampfes immer, als eine Art implizierter Fruchtbarkeitsverherrlichung (8), in den Handlungen vorhanden war, so ist es als gesichert anzunehmen, daß genau diese Anteile, bis zur europäischen Antike hin, sich zur Dominanz entwickelten (9). Dies gilt für nahezu alle Kulturen - ob in der »Alten« oder der »Neuen Welt«.
Antike
Nacktkämpfe sind aus dieser Epoche (10) reichlich bezeugt. Dennoch: Hier müssen wir, obwohl Schriften Plinius des Jüngeren und Tatius es nahelegen, vorsichtig mit Aussagen über den Nacktkampf der Kelten sein (11). Zu Zeiten von Gaius Julius Cäsar wurde mehrfach darüber berichtet, daß eben solche keltischen Kriegerheere »NACKT« den römischen Kohorten entgegengetreten seien. Heute nehmen wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an, daß mit »nackt« lediglich »UNGERÜSTET« (11a) gemeint war.
Wir erinnern hier aber an ältere, verbürgte Nacktkämpfe, in Sparta und Troja ( überliefert durch Homer) (12) und an, vom Schüler Homers, Tristhomenes (13) geschilderte Nacktkämpfe der Amazonen im - inzwischen verschwundenen - Atlantis.
Aber auch in allen anderen Kulturen gibt es Spuren des Nacktkampfes, in dieser Epoche. Sowohl aus Nord- und Südamerika (14) wie auch aus Ostasien (15), sind hier bereits entsprechende geschichtliche Spuren bezeugt.
Mittelalter und Neuzeit
In diesen christlich geprägten Epochen gibt es weniger klar überlieferte Dokumente, eher spurenartige Zeugnisse, die auf Nacktkämpfe schließen lassen (16).
Japan, 17. Jahrhundert
Im Rahmen der traditionalistischen Bewegung Nippons (17) entwickeln sich die Nackten Ninjas (18) im siebzehnten Jahrhundert.
Kapitel I: Der Nacktkampf unter militärpraktischen Gesichtspunkten der Epochen:
In schwach gerüsteten Kulturen mit entsprechenden Ähnlichkeiten und einer annähernd großen Vergleichbarkeit der Chancen, war die Durchführung des Nacktkampfs sogar unter militärpraktischen Gesichtspunkten nicht ganz ohne taktische Bedeutung. Nacktheit bedeutete doch extreme Beweglichkeit und Flexibilität und bot die Gelegenheit zu größtmöglicher Geschwindigkeitsentfaltung (19).
Dies veränderte sich im Verlaufe der Jahrhunderte und im Vollzuge der verschiedensten militärtaktischen und -strategischen Entwicklungen! Bronze- und Eisenzeit hatten verschiedene Fortschritte ermöglicht (20). Der Nacktkampf war bereits zur Zeit Julius Cäsars (ca. 50 v. Chr.) ein eher kultisch gemeintes Ritual geworden (21).
Wenn Tacitus von den Keltenhorden, die sich »nackt in die Schlacht werfen« (und zwar gegenüber vergleichsweise ‚hochgerüsteten' römischen Kohorten) (22) sprach, dann meinte er (wie oben anskizziert) nicht »nudis« (lat.) wie: NACKT sondern »disarmorcius« (lat.), wie »UNGERÜSTET« (23).
Kapitel II: Der Nacktkampf als Fruchtbarkeitsritual
Albin Rogers (1967) hat hinreichend die Fruchtbarkeitssymbolik des Nacktkampfes beschrieben und hierbei weitreichende Parallelen zwischen den Kulten der unterschiedlichen Kulturen und Epochen dargestellt.
Hier wollen wir uns mit einigen besonders prägnanten Beispielen beschäftigen, die insbesondere die globale, nahezu ‚universelle' Ähnlichkeit der Praxen dieser - in ihren Ausformungen durch aus unterschiedlichen Riten andeuten.
Nacktkämpfe in Sparta ( überliefert durch Homer)
»Zwei kleine Gruppen nackter Männer rennen gegeneinander. In der Mitte der Arena brennt eine große Flamme. Sie stellen sich und stehen jetzt Mann (....) gegen Mann. Einer wirft den anderen auf den Boden, um sein Gemächt (....) zu manipulieren. Es gilt der den Juroren als Sieger, welcher als letzter seinen Samen hergab ... !« (24)
Petri (1969) hat diese kurze, von Homer beschriebene Szene als »Gewalttätigen Akt verirrter Homosexualität« interpretiert (25). Eine andere, neuere Sichtweise erklärt diesen Ritus als »ein auf eine kriegerische Männergesellschaft und deren Identifikationsmerkmale reduziertes Relikt von Fruchtbarkeitshandlungen« (26).
Eine weitere, bekannte Schilderung Homers bezieht sich auf Nacktkampfrituale in der kleinasischen Stadt Troja.
»Die Priesterin reichte dem Priester die Hand. in dem Moment rannten drei Frauen und drei Männer gegeneinander. Alle waren sie nackt. Während der Priester in die Priesterin eindrang, griffen sich die Kämpfenden zwischen die Schenkel. (...) Der eine Mann bäumte sich auf und eine Fontäne quoll aus seinem Schoß. Eine der Frauen wand sich schreiend vor Lust im Sand....«.
Hier lassen sich deutlichere Merkmale einer Fruchtbarkeitsimplikation erkennen (27).
Homers Schüler Tristhomenes, schilderte Nacktkämpfe der Amazonen im - inzwischen verschwundenen - Atlantis. Er berichtet hier - im Gegensatz zu Homer, erstaunlich detailreich:
"Die Kämpfer, Männer wie Frauen, traten sich gegenüber und hatten sich zu entkleiden, bis sie splitternackt waren.
Dann rannten sie aufeinander zu. Hauptsächlich eine gegen den anderen: Mann gegen Frau, Frau gegen Mann. Es waren aber auch vereinzelt Bildungen von Gruppen zu erkennen. Dann warfen sich vielleicht drei nackte Weiber auf einen Mann, oder einige Männer auf eine Frau.
Die Frauen suchten immer den Penis des Mannes zu manipulieren. Und sie suchten, seine Hoden zu stimulieren. Die Männer strebten danach, Scheide und Klitoris der Frau zu erreichen oder nach deren nackten Brüsten zu fassen!
Trotz des gegenseitigen Widerstrebens, das vom Kopfe kam, war immer wieder ein Aufeinanderzudrängen erkennbar, das vom Geschlechte her bestimmt war. Kaum ein Mann konnte sich mehr entziehen, wenn ein Weib ihn »bei den Eiern hatte«. Kaum eine Frau mochte noch entrinnen, wenn ein Mann sie penetrierte oder ihre Geschlechtsteile lustvoll rieb. ... . Das eine Weib hatte sich auf den Pfahl ihres Gegners gesetzt, bäumte sich auf und schrie. ... Ein anderes lag unter Zweien. Während sie den einen abspritzen ließ, entlockte der andere mit seinem langen, nackten Stab ein lautes Stöhnen ..." (28).
Von Tristhomenes sind noch eine ganze Reihe weiterer Beschreibungen und Schilderungen überliefert. Hier sei nur noch auf die atlantische Besonderheit des »Eierkampfes« (Begriff von Erikson 1979) hingewiesen:
»Die beiden (Männer) griffen an. Beide langten dem jeweils anderen zwischen die Beine. Während der eine (vor Geilheit) schreiend am Boden lag und zuckte, blickte der andere triumphierend in die Menge...« (29). (Hiermit sei der Band »Tristhomenes, der Chronist von Atlantis«, von Peter Balding (1996) empfohlen.)
Deutliche Belege einer Nacktkampfkultur liegen aus dem Raum der heutigen Vereinigten Staaten (USA) vor:
"Der Medizinmann hob seinen Stab und forderte die Frau und den Mann auf, die Kleidung abzulegen! Dann stampfte er auf und schrie: Beginnt!
Beide rangen den anderen auf den Boden und faßten einander zwischen die Schenkel. Die Frau schrie auf, als er ihren zartesten Punkt erreichte. Aber mit einer Hand rieb sie unentwegt sein Geschlecht. So spritzte er, als sie laut ihren Höhepunkt herausschrie. ...
‚Dies mögen die Götter!' sprach der Medizinmann, der sich über ihre nackten Körper beugte.".
Mehrere Zeugnisse berichten von Nacktkämpfen aus Afrika. Zum Beispiel aus Äthiopien:
»Die beiden schönen, tiefschwarzen Großgewachsenen standen sich gegenüber. Beide waren schon nackt. Er warf den Speer zuboden, sie legte den Schild nieder. Dann faßte er zwischen ihre schwarzen Schenkel ...«.
Kapitel III: Die erotische und sexuelle Seite des Nacktkampfes
Die läßt sich am ehesten über Beispiele aus dem Leben verschiedenster Prominenter dokumentieren.
»Kleopatra hatte am Kopfende des Bettes ihren Platz genommen. Cäsar bewegte sich auf sie zu. Sein Glied war hoch aufgerichtet. Aber Kleopatra rief: ‚ICH werde DICH fertig machen, du geile Sau!' und sie stürzte sich auf Cäsar.« ((Pictor von Latium).
»Die Zarin hatte sich völlig ausgezogen. Der Diener trat neben ihr Bett: ‚Ich packe dich!', meinte sie und tat es. Er zerfloß zwischen ihren Händen, wie das Wachs einer Kerze!« (Guido von Hohenhelm, inoffizieller Chronist am Hofe Katharinas der Großen).
»Beide Männer traten munter aufeinander zu: ‚Ich lutsch dir alles raus, Raimund!' meinte der eine. ‚Des packste nit, Merz!', meinte der andere.« (Bild - Zeitung).
»Sie hatte sich in eine Ecke des Zimmers zurück gezogen. Sie war nackt. Er ging langsam auf sie zu: ‚Seit du rasiert bist, bin ich besonders geil auf dich!' meinte er. Sie antwortete: ‚Davor hat Renate Schmidt mich gewarnt, Gerd!« (F. Müntefering).
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