meine war recht merkwürdig, schwer zu beschreiben. Ich versuchs einfach mal.
Ich hab eigentlich nur dieses Poltern wargenommen, als die tropfnasse schwere Friedhofserde beim Zuschaufeln meines Grabes auf den Sargdeckel fiel.
Es hat die ganze Zeit geregnet, ununterbrochen.
Klar, Antje Schulte wird beerdigt, da weint sogar der Himmel. Regnet es bei Beerdigungen nicht immer. Eines von Murphys Gesetzen denk ich mal.
Sonst spürte ich allerdings gar nichts, auch nicht Panik, die mich eigentlich in diesem Moment mit Händen und Füßen gegen den Sargdeckel über mir hätte trommeln lassen, gleichzeitig laut um Hilfe schreiend.
Nein eine Leiche hat keine Emotionen mehr, keine Gefühle und schon gar keinen Überlebenswillen mehr. Welches überleben, ich bin tot. Und den Willen zu leben habe ich schon vor drei Tagen nicht mehr gehabt. Als ich mir ohne zu zögern mit einem scharfen Edelstahlmesser die Pulsadern aufschnitt, an beiden Handgelenken. Sicher ist sicher.
Das Poltern über mir war eigentlich die einzige bewusste Wahrnehmung.
Sehen und fühlen konnte ich nichts. Meine Augen waren geschlossen, davon ab war es stockdunkel hier unten im Sarg. Nichts fühlen - doch da war etwas. Ganz kurz war mir, als sacke mein Inneres nach unten, in den Rücken.
Ich weiß klingt komisch, aber so hat sich das kurz angefühlt. Meine Organe waren ja nur noch haltloses, totes Gewebe. Die Muskeln erschlafft. Also sacken die Innereien und was noch so an Flüssigkeit in mir ist der Schwerkraft folgend nach unten.
Soweit medizinisch logisch, aber nicht zu erlären warum ich ausgerechnet das spürte, wie meine Inneres in sich zusammensackte.
Aber das war auch nur kurz und auch das Poltern war schnell vorbei.
Als die erste geschlossene Schicht Erde auf dem Deckel lag, dämpfte sie natürlich jegliches Geräusch. Außer Dunkel war es jetzt endlich auch Still, totenstill bildlich gesprochen.
Nur noch Dunkelheit, Stille und Frieden, das war es, was ich vor drei Tagen herbeigesehnt hatte, als meine Herz mein Blut aus den augetrennten Handgelenken herauspumpte bevor es aufhörte zu pumpen.
Die Kälte am Ende, kurz vor der Ohnmacht aus der ich kurz darauf nahtlos in den Tod überglitt war die letzte Lebendempfindung.
Ja bis ich wieder dieses Poltern hörte, als die Nasse Erde auf den Sarg geworfen wurde und eben dieses eigenartige Gefühl (?) des innerlichen Zusammensackens.
Seltsam, ja, aber wer kann das beurteilen.
Außer wenn man Nachtoderfahrung hatte.
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