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mcnep im Stichwortnotstand schrieb am 18.8. 2002 um 22:13:13 Uhr über

Nachtigall

Andersens Geschichte von der chinesischen Nachtigall rührt mich nach all den Jahren immer noch zu Tränen. Dabei ist es eigentlich eine mit viel Ironie durchsetzte Kritik der Ästhetik: der chinesische Kaiser (unübertroffen der pseudonaive Anfang der Geschichte: »In China, das weißt du wohl, ist der Kaiser Chinese, und alle, die er um sich hat, sind auch Chinesen.«) verliebt sich in den Gesang einer Nachtigall, die er unter großem Pomp seinem Hofstaat einverleibt, läßt sie jedoch links liegen, als er einen beeindruckenden künstlichen Singvogel geschenkt bekommt, worauf ihn die Nachtigall verläßt. Doch der künstliche Singvogel geht kaputt und der Kaiser wird sterbenskrank. (Beatles: »When your bird is broken/ will it bring you down?«) Der Tod sitzt bereits an seinem Bett »und schaute den Kaiser aus seinen großen, leeren Augenhöhlen an, und es war still, unheimlich stillDa kehrt die Nachtigall zurück und singt am Bett des Kaisers: der Tod wird gerührt und kehrt zum ersehnten Friedhof zurück; der Kaiser gesundet. Und die Nachtigall verspricht, den Kaiser künftig immer zu besuchen, doch die Freiheit, die möge er ihr lassen. »Die Diener kamen herein um nach ihrem toten Kaiser zu sehen... Ja, da standen sie, und der Kaiser sagte: «Guten Morgen!"

Stichworte: Virtualität, Sehnsucht, Echtheit, Anschauung, Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik


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