Die Erkenntnis des Bergmanns
„Ach“, sagte der Bergmann der auch Dichter war, „einst, - da ich noch Kinde - , erschienen mir Worte wie Wirklichkeit, waren mir Namen nur Namen. Doch dann begann ich die Wirklichkeit in Bilder zu fassen. Und aus Worten wurden Pinsel, die wundersame Bilder von der Göttin der Wirklichkeit zu malen begannen. Bilder des unaussprechlichen, des körperlosen, namenlosen Selbstbildnisses.
Ja, so sehr berauschte sie mich, diese göttliche, so sehr drang sie in mir empor, dass ich sie in Worten, schwarz auf weiß, als Schriftbild zu verkörpern suchte.
Körperloses zu verkörpern, zu verdichten, das war mein Wunsch auf allen Schichten.
- So also entstanden Worte und Namen.
Namen für das Namenlose,
und Worte für das Wortlose.
Eben doch nur Worte, eben nicht sie selbst sondern nur Bilder Ihrer.
Abglanz, den ich produzierte, ich, als Bilderschmierer.
Ach, wie Elend doch nur unsere Worte, dass sie nicht namentlich Name sind, und immerzu unvollständig nur abbilden.“ -
„Was maulst Du über die Worte, Bergmann?“ schimpfte der Naturalist und sagte, „Du darfst eben nur das aussprechen was Name ist!“
Da Poeten jedoch hierzu nicht neigen,
versank der Bergmann darauf in ewiges Schweigen.
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