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Sabine schrieb am 9.5. 2000 um 21:21:39 Uhr über

Muttertag

Die Geschichte des Muttertages

Diffamierung & Diskriminierung durch Duftgewächse


In den 20er Jahren drängten Frauen massiv auf die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, sie wollten Arbeitsplätze, Bildung und ähnlich unverschämtes. Doch die Blumenhändler waren schneller. Fix übernahmen sie die Vorarbeit ihrer amerikanischen Kollegen und führten den Muttertag ein. Seitdem werden Mütter einmal jährlich über die fehlende Anerkennung hinweggetröstet und der Blumenumsatz in die Höhe gehoben.
Alljährlich wechseln 6 Millionen blumige Gegengaben in der zweiten Maiwoche über den Ladentisch. Nach drei Wochen sind die kleinen Aufmerksamkeiten verwelkt.

Doch zurück zu den Händlern, um ihre Hoffnungen geht es hier schließlich. 1926 legten sie das Marketing in neutrale Hände, in die Gesamt- Interessenvertretung des öffentlichen Gewissens, auch Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundung genannt. Ihre Hoffnungen: »Dieser Arbeitsgemeinschaft wird es hoffentlich gelingen, weite Kreise hierfür zu interessieren, Kirche und Schule zu gewinnen und die Regierung dahin zu bringen, den Muttertag am zweiten Sonntag im Mai als offiziellen Feiertag festzulegen.« (Verbandszeitung Deutscher Blumenhändler 13/1926) erfüllten sich: »Nun haben wir auch den Muttertag zum ersten Male, Dank der Unterstützung der Regierung, richtig zur Geltung gebracht und gefeiert... Das Ziel der Regierung, die Familie zu harmonischem Familienleben zurückzuführen, wird durch solche allgemeine Familientage wie den Muttertag am besten erreicht.« (Verbandzeitung Deutscher Blumenhändler, Nr. 21 von 1934)
1939 wurden dieser Zielsetzung die Nahkampfspangen gerecht.

Gegen Ende des Krieges, bedankte man(n) sich nicht mehr bei der Gebärmaschine, sondern zweckmäßigerweise beim »mütterlichem« Durchhaltevermögen an der Heimatfront. So ließ die Reichsfrauenführung zum Muttertag der einsamen Frau (1944) verlauten: »Der Ausgang des Krieges hängt weniger von materiellen, als von ethischen Voraussetzungen und Gegebenheiten ab. Damit erwächst aber den Frauen als Trägerinnen der Stimmung und Haltung in der Heimat und indirekt auch an der Front eine große Verantwortung. Denn ebenso kriegsentscheidend wie die Waffentaten ist die seelische Rüstung eines Volkes.«

Nach Kriegsende gab es wieder Blumen. Die Blumenhändler gingen ein Bündnis mit dem Elly- Heuss- Knapp- Projekt ein. Letztere warb für den Blumenkauf im Blumenfachhandel, während jener die bekannten Pappherzchen verkaufte.

In den 50er Jahren war die Arbeitslosigkeit hoch und »für Mutterwirken gab es keinen vollwertigen Ersatz« (Würmeling). Die Ex-Trümmerfrauen wurden ins Haus verbannt, dort gab es genug treusorgende Arbeit, Anpassung und Sorgen. Wofür es dann »das Glück aller Frauen und Mütter gab. Frauengold. Das sinnige Geschenk zum Muttertag1966 konstatierte das Müttergenesungswerk, »daß 90vH von 90.000 im Jahre 1966 betreuten Mütter unter ernsthaften gesundheitlichen Schäden litten, da sie Belastungen ausgesetzt sind, die ihre Kräfte überfordern.«



Im wirtschaftlichen Hoch der 60/70er Jahre durfte Muttern den Arbeitsmarkt kurzfristig bereichern. Um Ende der 70er Jahre - der Zeit des Tiefs - wieder schnell und für immer zurückbeordert zu werden. Wirtschaftliche Unabhängigkeit verführte Mutter zum Glauben an ihre Selbständigkeit. Das war gefährlich für das Bruttosozialprodukt, das sollte wachsen und wachsen und nicht das Weib.

1978 schritt Kohl zur Tat und betonte den militärpolitischen Hintergrund der Mutterrolle: »Wie wollen wir bei der Geburtenrate von heute in 5 Jahren unsere NATO- Verpflichtung erfüllen? Für mich ist die Frage der Familienpolitik die zentrale Frage der staatlichen Politik
Und 1982 gegenüber »Bild der Frau«, mit der Hoffnung auf die sich selbsterfüllende Prophezeiung: »Meine Hochachtung unseren Müttern, die ein Leben lang ihre Pflicht getan haben, ohne zu protestieren... die aufopfernd diese ungeheure Leistung vollbracht haben

1984 dann »Die veränderte Situation der Frau heute- ihre größere Unabhängigkeit, ihre einseitige Erziehung zum Beruf einerseits, ihre Benachteiligung der Funktion in der Familie andererseits- führt zu wachsender Instabilität der Familie, die wiederum zu Scheidung und Jugendkriminalität«( Meves, Kindergesundheit, 10/84).
1986 der Stein der Greisen: das Erziehungsgeld, es spart Krippenplätze und hält Muttern vom Arbeitsmarkt fern. 1997 ergänzt durch die Reform des Arbeitsförderungs- Gesetzes: Nunmehr hat Muttern nach der »Babypause« keinen Anspruch auf einen Arbeitsplatz der ihrer Qualifikation entspricht. Die Ausbildung unserer Töchter können wir uns also sparen. Oder?



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