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Draufgänger schrieb am 12.1. 2016 um 10:40:54 Uhr über

Muskeltraining

Mein Freund Rainer kostete es voll aus, wenn er mich mal wieder beim spielerischen Ringkampf aufs Kreuz gelegt hat. Das war meistens so, weil Rainer stärker war als ich. Zu Hause musste er sich gegen seine beiden älteren Schwestern durchsetzen, was ihm Kraft und Geschicklichkeit verlieh. Mir als Einzelkind fehlte so ein Trainingspartnerbis auf Rainer eben.

Nein ich hatte nichts zu lachen, wenn Rainer triumphierend auf mir saß. Aufgeben gab es nicht, also musste ich leiden, wenn er mich in die Mangel nahm. Eigenartiger Weise war es mir nicht unangenehm, ich empfand sogar eine gewisse Erregung, wenn er sich immer neue Möglichkeiten ausdachte, um meinen Körper zu quälen. Längst hatte ich mich an sein Gewicht gewöhnt, wenn er sich auf meinen Brustkorb kniete. Natürlich ließ er mich zappeln. Meine Arme drückte er dabei nur so stark herunter, dass ich sie mit größter Anstrengung gerade noch etwas anheben konnte. Er genoss es richtig, dass ich mich in der Hoffnung auf meine Befreiung dabei verausgabte bis meine Muskeln schmerzen. Begeistert probierte Rainer auch alle Griffe an mir aus, die beim Wrestling im Fernsehen beobachtete. Und deren einziger Zweck ist es, mir weh zu tun.

Hin und wieder schaute mein Vater uns aus der Ferne zu. Er griff zwar nicht ein, überredete mich aber zum Krafttraining und richtete unseren Fitness-Raum ein. Ich spürte meine Muskeln regelrecht wachsen. Ich schaffte immer mehr Klimmzügen, Liegestütze und Kniebeugen. Entsprechend schwerer fiel es Rainer mich zu unterwerfen. Inzwischen musste er sich richtig anstrengen.

Während der Ferien besuchte uns mein Cousin für einige Wochen. Gerade während Rainer verreist war. Er war etwas älter als ich und sehr sportlich. Hier hatte mein Vater wohl etwas Regie geführt. Mein Cousin trainierte mich systematisch im Ringkampf. Ich lernte, wie ich blitzschnell wieder auf den Füßen stand, wenn ich zu Boden ging. Und wie ich mich aus einer misslichen Lage befreien konnte. Dauerlauf und Schwimmen verbesserten die Kondition. Das Ganze machte mich süchtig. Ein Leben ohne hartes Training konnte ich mir kaum noch vorstellen.

Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass ich Rainer bereits jetzt besiegen würde. Allerdings spielte ich meine neuen Kräfte nicht aus sondern hielt ich mich zurück. So wurde es für Rainer stetig schwerer, mich unterzukriegen. Und immer öfter besiegte ich ihn. Das Blatt hatte sich gewendet. Er hatte keine echte Chance mehr gegen mich, so wenig wie ich früher gegen ihn. Jetzt war ich derjenige, der es sadistisch auskostete, wenn Rainer unter mir am Boden lag. Natürlich gab er ebenso wenig auf, wie ich es früher getan habe. Meine Macht über ihn erregte mich viel mehr als seine frühere Überlegenheit. Mittlerweile quälte ich seinen Körper so wie er früher mich gequält hatte. Und weil wir beide inzwischen älter und kräftiger waren, wurde es noch ein bisschen härter. Immer wieder griff er mich an, in der Hoffnung auf den Sieg. Vielleicht aber auch, um meine Kraft zu spüren, wie ich früher seine spüren wollte.



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