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Experimentator schrieb am 20.12. 2011 um 21:25:12 Uhr über

Musikunterricht

Erst viele Jahre nach meinem letzten Musikunterricht habe ich gemerkt, dass meine Musiklehrer gar nicht so recht wussten, wovon sie eigentlich sprechen. Offenbar waren ihnen die einfachsten theoretischen Grundlagen völlig unklar. Statt dessen mussten wir z.B. auswendig lernen, bei welcher Tonart welche Markierungen am Anfang der Notenlinien stehen. Warum diese dort stehen ist mir zumindest nie klar geworden.

10 Jahre nach der Schule habe ich zufällig erfahren, das der Begriff Oktave absolut idiotisch ist. Eine Oktave besteht nämlich gar nicht aus 8 Tönen sondern aus 12. Und zwar verändert sich die Frequenz von einem Ton zum nächsten immer um das gleiche Verhältnis. Und klick hat es in mir gemacht, endlich habe ich kapiert, dass die b und # am Linienanfang nur eine Krücke sind, weil sonst nicht alle 12 Noten auf die Linien passen. Dass unser Wahrnehmungsvermögen bestimmte Harmonien bevorzugt, mit der sich diese Krücke begründen lässt, ist eine andere Baustelle.

Mit den Takteinteilungen ist es ähnlich gelaufen. Allerdings hat es noch länger gedauert. In der Schule habe ich lediglich gelernt, dass der erste Ton im Takt besonders betont ist (ich habe mir darunter größere Lautstärke vorgestellt). Nachdem ich in der Beschreibung einer Domorgel gelesen habe, dass die Pfeifen mit elektrischen Ventilen ein-aus geschaltet werden, gab es eine längere Diskussion mit dem Lehrer. Wie soll das mit der Lautstärke funktionieren? Spätestens jetzt hätte er mein großes Missverständnis erkennen müssen. Aber Fehlanzeige.
Mir sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als ich bei einem Computerprogramm zum Notensetzen und Musik spielen gesehen habe, dass der zeitlichen Abstand der Töne des Rätsels Lösung ist. Die Zeit vom letzten Ton eines Taktes bis zum ersten des folgenden ist länger als die Zeit zwischen den Tönen innerhalb eines Taktes.

Manchmal treibt das recht eigenartige Blüten. Als Hausaufgabe sollten wir eine kleine Melodie komponieren. Aha. Also habe ich mich hingesetzt, Taktstriche gemalt und die Noten dazwischen in den rechnerisch richtigen Längen (1/8 bis 1/2) beliebig auf und absteigend angeordnet.
Unserer Lehrerin ist durch die Reihen gegangen und alle Melodien begutachtet. Der Kommentar zu meiner: »Klingt recht nett, ich gebe dir eine 2«. »Dämliche Gans« dachte ich mir »ich habe nicht den leisesten Schimmer, wie das klingt«.

Ein Musiker ist ein Künstler, und wenn seine Intuition passt, hören wir ausgezeichnete Musik. Der braucht die mathematischen Feinheiten nicht zu kennen, er spürt sie. Ein Lehrer soll Wissen vermitteln, dafür reicht Intuition leider nicht.


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