Neulich eine Wohnung in Moabit angesehen. Irgendwie gruselig. Es ist eigentlich gar nicht abgefuckt, im Gegenteil! Die Fassaden sind alle sehr schick, alles sehr gediegen, tausende von Kirchen, dazu die Straßen, Jan-Huß-Straße, Calvinstr. etc... (war wohl eine Gemeinheit der Verwaltung damals, der Stadtteil wurde im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert, so erzählt es Wikipedia, und ich meine auch anderswo Ähnliches gehört zu haben, vor allem von schlesisch-katholischen Fabrikarbeitern bewohnt...) Sieht eigentlich aus wie ausgewählte Straßenzüge Münchens aussehen würden, wenn die Häuser im Glockenbachviertel ein bis zwei Stockwerke höher wären. Aber TOT ist das da. Mein Gott! Wohl irgendein alttestamentarischer Fluch, der auf den Moabitern lastet. Bis in die zehnte Generation! Auch sehr eng bebaut, Arbeiterschließfächer Anno 1878, wie im Wedding, der ja angrenzt. Devise war damals wohl, wenn nur das Vorderhaus einigermaßen Ansprechend aussieht, können wir im Hinterhof umsomehr Elende einsperren. Ich fürchte, dieser ganze Nord-Nordwestliche Teil Berlins wird mir ewig fremdbleiben. Allein auf eine U-Bahn in der Station Birkenstraße zu warten, diesem vollkommen häßlich-nüchternen, nichtmal pittoresk-häßlichen und nicht mal erhaben-nüchternen Untergeschoss, das war eine Gruseltour. Vollkommen Grotesk. Vollkommen Grotesk!
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