Der Mittelmäßige hat's verdammt schwer: nach der Gauß'schen Normalverteilungskurve tummelt sich eine enorm zahlreiche Konkurrenz um ihn herum. Ganze Legionen von mittelmässig Begabten, die enorme Anstrengungen unternehmen müssen, um mittelmässige Leistungen erbringen zu können, und die von eben diesen Anstrengungen allmählich nervlich zermürbt werden: haben Sie doch stets den Aufstieg in die Oberschicht, wie den Abstieg in die Unterschicht vor Augen. Denn jede neue Aufgabe, jede neue Herausforderung birgt für den Mittelmässigen, der ständig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit operieren muß, die Gefahr des Scheiterns und Versagens. Geradezu mörderisch ist jedoch das Erleben von Hochbegabten auf ihrer sozialen oder beruflichen Ebene, die ebenso bewußt wie bequem hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, zwischen Frühstück und Morgenschiss mittelmässige Leistungen aus dem Ärmel schütteln, um sich für den Rest des Tages nichtswürdigen Vergnügungen zu widmen. Sojemanden als Freund, Nachbarn, Kollegen oder gar Beziehungspartner erwischt zu haben - das ist für den Mittelmässigen die allergrößte Tortur überhaupt: führt ihm dies doch ständig vor Augen, daß das heilige Mantra des Mittelmaßes: die Kausalitätsbeziehung zwischen Arbeit und Erfolg - schlicht erlogen ist.
|