Nach der Abgrenzung des Kriegertums vom Bauerntum und seiner
Einbindung in die Feudalgesellschaft, deren Erweiterung durch die
Ministerialität und der Ausbildung eines neuen, alle milites
verbindenden Gesellschaftskodex kommt noch etwas wesentliches
hinzu, das alle diese Wandlungen in einen neuen
Sinnzusammenhang stellt, und damit erst den Übergang vom
Kriegertum zum Rittertum bewirkt. Dieses Neue und Wesentliche,
die verschiedenen Phänomene verbindende, ist die Idee des
Rittertums.
In dieser Idee verbinden sich militärisch-gesellschaftliche mit
kirchlichen Motiven, und in der Tat hat die Kirche entscheidend zu
ihrer Ausformung beigetragen. In dem Bestreben, nach der
Verchristlichung des Königtums auch den Adel auf die
Anerkennung christlicher Normen zu verpflichten, hat sie sich
besonders des Schwertsegens und der Ritterweihe bedient, eines
kirchlichen Zeremoniells, das nach ihren Intentionen mit dem
weltlichen Akt der Schwertleite verbunden werden sollte, und
zumindest bei den vornehmen Herren auch in zunehmenden Maße
damit verbunden worden ist. Dabei wurden Weiheformeln und
Gebete verwandt, in denen zum erstenmal das Idealbild des miles
christianus beschworen wurde : Des christlichen Ritters der sein
Schwert aus Liebe zu Gott führt, das Unrecht bekämpft und den
Frieden schützt und sich vor allem als Schützer der Kirche und
aller Schwachen bewährt. War der Krieger also als Vasall wie als
Ministeriale zum Dienst für seinen Herrn verpflichtet, so ist es der
Schutz der Schutzbedürftigen, der den Ritter im Sinne der Zeit von
ihm unterscheidet und über ihn erhebt.
Seit dem Konzil in Clermont im Jahre 1095 ist deutlich, daß die
Feudalgesellschaft sich in immer breiteren Maße zum miles
christianus bekannte, und zwar die Magnaten ebenso wie die
kleine Vasallen, denen in Deutschland die Ministerialen zur Seite
traten. Wie sie alle im Kreuzzug eine Aufgabe sahen, deren Größe
jeden von ihnen, den mächtigen Adeligen wie den kleinen
Vasallen, über sich hinaus hob, so hat diese Aufgabe alle, die sich
ihr verschrieben, zu einer großen Kampfgemeinschaft verbunden,
der Gemeinschaft des mit dem Bewußtsein seiner
Zusammengehörigkeit ins Leben getretenen Rittertums.
Zum Rittertum gehört :
1) der berittene Kriegsdienst mit Panzer, Schwert und Schild,
Wappen und Helm mit Helmzier.
2) neben den Kriegsdienst ist mit gleichem Anspruch und Recht
der Hofdienst getreten, eine ebenso herrschaftliche wie
gesellschaftliche Pflicht.
3) Kriegs- und Hofdienst haben als wirtschaftliche Grundlage die
Verfügung über ein oder mehrere Lehen.
4) das Rittertum steht unter einem Ideal, das zum Schutz der
Schutzbedürftigen verpflichtet.
Das Rittertum entsteht und existiert mit und unter seinem Ideal.
Das heißt nun jedoch nicht, daß alle Ritter diesem Ideal
entsprochen hätten. Die Spannung zwischen Ideal und
Wirklichkeit war immer groß, und der ritterliche Alltag war oft weit
vom Ideal entfernt.
Nachzulesen in: Rittertum und höfische Kultur Josef Fleckenstein
1976
Es hat das ritterliche IDEAL also gegeben und es ist TEILWEISE
gelebt worden, kaum in »REINKULTUR«, galt aber spätestes im 13.
Jahrhundert als RICHTSCHNUR ritterlichen Lebens und
Verhaltens, wie Joachims Posting ja auch nahelegt.
Es kann - m.E. - Ritterdarstellern nicht schaden, sich mit den
Grundsätzen des Rittertums - somit auch den IDEALEN, wie z.B.
Hofdienst, Frauendienst, höfisches Verhalten, Verhalten als
MILES CHRISTIE etc., auseinanderzusetzen.
Literatur:
Duby, Georges: "Wirklichkeit und höfischer Traum. Zur Kultur des
Mittelalters". Wagenbach, Berlin, 1986.
Bumke, Joachim: »Höfische Kultur.Bd. 1 u. 2«, dtv
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