Der Zeitvertreib in der höfisch - ritterlichen Kulturepoche
Das Turnier und Fest bildeten nicht den Alltag in der höfisch-ritterlichen Gesellschaft, sondern waren Höhepunkte. Eine Vorbildfunktion hatten der Königshof und die Fürstenhöfe. Der Adel versuchte, die höfische Kultur im bescheidenen Umfang nachzuleben.
Krieg und Güterverwaltung war die Hauptbeschäftigung der höfisch - ritterlichen Gesellschaft, wenn auch nicht die einzige. Im Hochmittelalter gehörten die Wälder und damit das Jagdrecht zum herrschaftlichen Bezirk. Während der Bauer nur Kleinwild jagen durfte, war die Jagd auf Rotwild, Wildschweine und Bären ohnehin herrschaftliches Privileg. Die Jagd war Demonstration der sozialen Stellung, Repräsentation der Herrschaft, körperliche Übung und Mutprobe zugleich. Die Jagd war ein adliges und damit ein ritterliches Privileg.
Als besonders stilvoll galt die Beizjagd mit abgerichteten Falken, die an den Jäger höchste Anforderungen stellte und deshalb zur Jagd par excellence geworden ist - wie Friedrich II. berühmtes Werk »De arte venandi cum avibus« (Die Kunst mit Vögeln zu jagen) erweist. Der Lieblingssport der Könige und der Ritterschaft.
Im Inneren der Burg bildeten Spiele, nicht nur für Damen, einen beliebten Zeitvertreib. Vor allem Würfelspiele und Brettspiele mit teilweise kostbaren Spielsteinen wurden gespielt. Unter freiem Himmel wurde zur Kurzweil mit Ringen, Kugeln und Bällen gespielt. Auch »colin de moulin« (Blindekuh) gehörte in den höfischen Rahmen.
Die Ritter, die zu Rat und Hilfe verpflichtet waren, weilten in unterschiedlichen Zeiträumen am Hof und nahmen mit ihren Frauen am höfischen Leben teil. Bildung aus der Antike wurde von Geistlichen vermittelt, vorgelesen oder vorgetragen.
Der Troubadur, der Minnesänger besingt die schöne Frau, die Herrin, die einem anderen gehört und seine Zuneigung nicht erwidert. Eine Art kultische Verehrung wird der besungenen und in die Ferne gerückten Frau entgegengebracht.
Künstler (Spielleute, Musiker, Gaukler und Narren, die seit dem 12. Jahrh. überliefert sind) boten am Hof ihre Dienste an für Nahrung und Kleidung und hofften durch den Großmut des Hofherrn kostbare Geschenke zu bekommen.
Zweifellos ließ der Alltag dem Ritter mehr Zeit für Muße und Vergnügen als dem Bauern.
|