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solarschule schrieb am 23.2. 2003 um 18:22:37 Uhr über

Mistgabeln

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Leonardo da Vinci den Tod entdeckt hat, so wird einem klar, wie sehr die Künstler der Renaissance, aber später auch andere, wie Delacroix, G6ricault oder Soutine, von Kadavern fasziniert waren. Darin liegt durchaus nichts Morbides, sondern der Wille, dem Tod ins Auge zu sehen. Der Tod faszinierte sie, faszinierte sie wie ein Wasserfall, wie Blitz und Donner. Heute verhält es sich wohl ähnlich. Man muß in den reinen Krieg vordringen, man r.luß sich mit Blut und Tränen bedecken. Man darf sich nicht abwenden. Darin liegt Zivilcourage und politische Tugend.

Das könnte die Faszination für das Militär oder den Tod
erklären, die man dir vorwirft. Du glaubst, daß man nicht nur den Tod, sondern auch den Krieg verdrängt hat?

Ja, Nur solange man keine Angst hat, ist man wirklich Zivilist. Wenn der Zivilist an seiner Feigheit erkennbar ist, an seiner Feigheit, sich Situationen zu stellen, dann ist er genauso, wie die Militärs ihn gerne hätten. Nun können sich die Militärs als mutig erweisen und sagen: »Lebt .ruhig, meine Brüder und Schwestern; an eurer Stelle werde ich dem Tod entgegentreten.« - »Danke, Papa, das macheichschonselbst«,wärehiermeineAntwort. Erpressung, nein danke! Man braucht den Staat nicht. Erst recht braucht man nicht beschützt zu werden vor einer Frage, die zu unserer Existenz gehört: vor der Frage nach dem Tod, dem Tod des Individuums oder der Gattung. Denn dadurch legitimiert sich das Militär. Das ist ein altes Argument. Doch meiner Meinung nach ist man nur dann wirklich zivil, wenn man sich der Frage des Todes stellt. Daher rührt auch mein Interesse für den Volkswiderstand, für die Frage, wie jeder einzelne für seine eigene Verteidigung aufkommen kann. Ich will ein ganz einfaches Beispiel nennen.Wirwarenetwa zehn Leuteund bereitetenden Prozeßeines Kriegsdienstverweigerers vor. Mitglieder der Ordre' Nouveau, einer faschistischen Gruppe, griffen uns mit Knüppeln an und haben mir dabei den Arm gebrochen. Daraufhin sagten alle: "Gehen wir zu

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den Bullen!". Ich bin als einziger nicht hingegangen. schien mir abwegig,die Polizei darum zu bitten, uns z verteidigen. Man geht nach Hause und läßt es sich ei Lehre sein. Man geht nicht zu den Bullen, das ist un lich! Allerdings habe ich mich geärgert, weil ich nicht daran gedacht hatte, daß man uns angreifen könnte.1 dieser Hinsicht fühle ich mich den Bauern sehr nahe. Bauern, das sind echte Zivilisten.

Die Bauern verschwinden allmählich... Ist ein Volkswi derstand noch möglich, wenn man sich das ungeheure Rüstungswachstum ansieht?

Nein. Der Volkswiderstand, die Dibfense Populaire, be nutzt das Milieu und keine besonderen Mittel. Weil die Partisanen sich in einer Umgebung befinden, die siea gezeichnet kennen, können sie sich verteidigen. Sie chen keine außergewöhnlichen Waffen. Die Bauern hat ten Mistgabeln, Arbeitsgeräte und Steinschleudern,un das reichte aus. Sobald jedoch eine starke Landflucht setzt und aus den Bauern Städter werden, sobald auc die Städter selbst sozial zersprengt und über den gan Erdball verstreut werden (denn wir befinden uns in d Geopolitik und nicht mehr in der Politik), gibt es nic mehr, um sich zu verteidigen. Es gibt nur noch den e zelnen und seine Deterritorialisierung; er kann nichts mehr machen. Diese Situation erzeugt Panik, sie führ zum Ende des Volkswiderstands. Mit dem Streik versu te man schon, darauf zu reagieren. Mit dem Streik br te man etwas zum Ausdruck wie: Wenn wir keine Barri den mehr bauen können, werden wir eben woanders u zerbrechen, woanders als im Raum. Der Raum gehört euch. Wir werden uns in der Zeit verteidigen,durch E schnitten Unterbrechungen, wilde Streiks und Zahlun verweigerungen. Aber das reicht nicht. Die Lage des Volkswiderstands ist momentan prekär.

Er steckt in der Krise, denn das Volk hat den "Boden verloren, und damit sein Milieu und seine Operationsb sis. Mit dem Boden ist zugleich der soziale, familiale u Gruppenzusammenhar)g verloren gegangen.



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