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Rostow – auch keine Rose!
Der örtliche Chronist sagt mir während des Spaziergangs:
»Man sagt, Geniales und Übles seien unvereinbar, aber bei uns in Rostow treten sie gemeinsam auf.« Übersetzt bedeutet das, daß bei ihnen vor ein paar Monaten die Kanalisationsrohre und die Wasserleitungsrohre platzten und der Inhalt zusammenfloß! Im Augenblick wird kein ungekochtes Wasser getrunken, und gekochtes rät man nicht später als innerhalb von 4 Stunden nach dem Sieden zu trinken, da es sonst, sagt man, irgendwelche »Bodensätze« gäbe.
Du kannst Dir vorstellen, was ich in Rostow trieb!
Ich trank Narsan, wusch und putzte mich mit Narsan – noch jetzt bin ich ganz Kohlensäure.
Rührte drei Tage lang keinen Tee und keine Suppe an.
So ist das intellektuelle Leben.
Von der seelischen und romantischen Seite her gesehen ebenfalls nichts besonderes.
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Wladimir Majakowskij, Brief an Lilja Brik vom 29. November 1926
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