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solarschule, am 23.2. 2003 um 18:11:27 Uhr
Migrantlnnen

Papiers aus Belgien und Frankreich nach München einladen. Wir werden unsere Erfahrungen austauschen. Und ich denke auch, wenn Flüchtlinge und MigrantInnen in Belgien und Frankreich um Bleiberecht für alle kämpfen, dann sollten auch wir in Deutschland mobil machen und dasselbe tun. Die Erfolge, die in Frankreich erreicht worden sind, sollten für uns ein Ansporn sein, weiterzumachen. Selbstverständlich sind die Rahmenbedingungen hier anders, aber auch die Sans Papiers in Frankreich hatten es nicht leicht. Ich habe im März mit Madjiguene Ciss@ gesprochen, und sie sagte, sie hätte nie gedacht, daß dieser Kampf drei Jahre dauern würde und noch immer nicht alle ihre Papiere bekommen hätten. Aber sie haben damals einfach begonnen und forderten das Bleiberecht für alle. So etwas fehlt uns in Deutschland noch. Die Togoer hier sind gut organisiert und tun ihre Sache, die Zairer tun ihre Sache und so weiter. Aber jetzt müssen Togoer, Kongolesen, Kurden und alle anderen gemeinsam für das Bleiberecht für alle Flüchtlinge und MigrantInnen kämpfen. Seit einem Jahr machen wir dies mit der Karawane, und wir haben schon einiges erreicht. Wir werden weitermachen und unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren. Und dabei werden wir die Unterstützung aus den anderen Ländern und aus anderen Bewegungen gebrauchen können. Die Einladung der Arbeitsloseninitiativen an die Karawane, bei ihren Euromärschen dabei zu sein, ist etwas besonderes. Das ist die Zukunft, daß die kapiert haben, daß nicht wir es sind, die an ihrer Arbeitslosigkeit schuld sind. Ich bin optimistisch. Die Tatsache, daß die Flüchtlinge sagen: Weg mit unserer Isolation! jetzt gehen wir an die Öffentlichkeit. jetzt sagen wir, was wir zu sagen haben" - das ist die Zukunft. Wir werden daran arbeiten, daß so viele Flüchtlinge wie möglich dabei mitmachen. Nur gemeinsam, das sage ich immer wieder, nur gemeinsam, das heißt Flüchtlinge, Migrantlnnen und AntirassistInnen können wir gegen dieses System ankämpfen.

Polit@e Antinomien

Joseph Vogl


Im folgenden Text versucht der Autor, ausgehend von einer Unterscheidung von »Politik' und dem «Politischen " den aktuellen Stellenwert der Frage des Asyls zu
umreißen: als»Asyl des Politischen«.


Politik ist die Kunst, einen politischen Körper zu erzeugen. Sie ist ein Wissen der Lage, der Einteilung und der Gliederung; sie ist ein besonderes Verfahren, den verstreuten Körpern, Reden und Dingen einen einzigen Zusammenhang, einen identifizierbaren Ort, einen Platz und eine Stelle zu verschaffen. Politik ist darum Topik und Topologie, Redeordnung und Raumordnung zugleich: einerseits die Kunst eines Diskurses, der Topoi, Gemein-Plätze, Orte des gemeinsamen Sprechens und des gemeinen Wesens erzeugt; und andererseits das Wissen von einem Raum, der sich als Ort des Gemeinsamen und als das Gemeinsame der Orte konstituiert. Es scheint darum vor allem etwas Sagenhaftes zu sein, in dem sich die Politik und die politische Prozedur stets wiedererkennen wollten, eine Sage, die selbst wiederum eine Sage enthält. Ich denke dabei an jene berühmte Erzählung, die sich auf das Rom des Jahres 494 vor Christus datiert: Die Stadt Rom hat sich gespalten, die Plebejer sind auf den heiligen Berg, den aventinischen Hügel ausgezogen, und nach leidenschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen den zurückbleibenden Senatoren eilt Menenius Agrippa auf den Aventin, um die abtrünnige und hingelagerte Menge durch ein Gleichnis zu überzeugen und zurückzuholen, durch das berühmte Gleichnis vom Staatswesen als Körper, als effektiver und effizienter Zusammenhang von Gliedern und Bauch, als Zusammenhang der Wechselseitigkeit und des gegenseitigem Angewiesenseins. Kein Glied des Körpers, sagt der listige römi-

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