Als es abzusehen war, daß aus meinem Komparatistikstudium in Bochum nichts gescheites werden würde, habe ich den Rest des Semesters im Lesesaal verbracht, querfussliges Durcheinanderlesen von Enkidu bis Enzensberger, aber irgendein Ekelbuch aus der Medizin war auch fast immer im Stapel. Pervers, daß einen solche Bilder eben latent doch, ja - anziehen? Dieses ganze Sumatrabeben habe ich eigentlich nur via Netzeitung verfolgt, aber im Wartezimmer lag neulich ein Spiegel, den sollte man ja sowieso nicht lesen, ich weiß, da war die Monsterwelle sogar als Faltbild vorne drauf, ein Katastrophenpinup sozusagen, von drinnen ganz zu schweigen, diese grotesken nackten Michelinmännchen über den Strand gestreut und ich guck dann eben doch hin, was ein unschöner Reflex, und dann geht das im Kopf natürlich weiter: »Daß die Leichen fast alle die Arme nach oben haben, kommt bestimmt, weil die bäuchlings im Wasser getrieben sind, und wie schnell das geht, das war aber auch heiß, damals in Sumatra, beim Frühstück war die Butter schon auf dem Weg vom Speisesaal zum Lido geschmolzen...« Das will ich eigentlich alles nicht, nur weil alles Welt ist, heißt das ja gerade nicht, daß man überall gewesen sein muß.
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