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drag schrieb am 5.4. 2002 um 23:10:53 Uhr über

Metaphysik

Metaphysik [grch.]
eine der Grunddisziplinen der Philosophie; urspr. Bez. für jene Schriften des Aristoteles, die im Gymnasium der Peripatetiker nach der Physik (grch.>meta ta physika<) zu lernen waren. Der didaktische Titel für die >Erste Philosophie< (prima philosophie) als Lehre von den ersten Prinzipien uns letzten Ursachen alles Seienden wurde in der Anordnung des >Corpus Aristotelicum< durch Andronikus von Rhodos (70v. Chr.) übernommen. Der Begriff M. (grch. >metaphysika<) wurde erst im 17. Jh benutzt. Schon in ihrem aristotelischen Ursprung tendiert M. von einer erkenntnismethodischen zu einer sachlichen Bedeutung und bezeichnet jene philosophische Disziplin, die vom Bereich körperlicher Erfahrungswirklichkeit (grch. >physis<) hinüberschreitet in den bereich der Prinipien, die der Erkenntnis nach zuletzt erreich bar sind, der Sache nach jedoch das Erste darstellen. >Meta< wurde hier nicht mehr im Sinne von >nach<, sondern in der Bedeutung von >jenseits< verstanden.
Thema der allgemeinen Metaphysik ist das allgemeine und unendliche Sein. Insofern das Sein als unerfahrbare Grundlage des Erfahrbaren aufgefasst wird, ist es Gegenstand der Ontologie (kategoriale Grundbestimmungen des Seienden) insofern es als unendlicher Ursprung des Endlichen aufgefasst wird, ist es Gegenstand der philosophischen Theologie (Theosophie) (unbewegter Beweger) Thema der speziellen M. sind besondere Gebiete des seienden: Welt (Kosmologie), Mensch (Antropologie), Seele (Psychologie). Da die Metaphysik mit den Fragen nach »Sein, Nichts, Werden, Vergehen, Geist, Materie, Freiheit, Unsterblichkeit, Wahrheit, Wert« die Grundlagen aller philosophischen Sonderdisziplinen aufgreift, kann sie als philosophische Grundwissenschaft gelten, die auf den Sinn der Wirklichkeit als Ganzes zielt.
Metaphysikalische Entwürfe kannten schon die Vada, Upanishaden, Lao-tsu, die Orphik und die ionische Naturphilosophie. Durch Platon (Gegenstand von Immanenz und Transzendenz) und Aristoteles (Einheit von Stoff und Form) wurden die bedeutendsten abendländischen metaphysischen Systeme grundgelegt. In geschichtlicher Abwandlung entstanden unterschiedliche und gegensätzliche Typen, z.B. idealistisch (F.G. Fichte, F.W. Schielling, G.W.F. Hegel), materialistische (K. Marx, Saint-Simon) monistische (Thomas v. Aquino) dualistische (Plotin, Augustinus), voluntaristische (A. Schopenhauer, F. Nietzsche). rationalistische (R. Descartes, B. Spinoza, Christ. Wolff, G.W. Leibniz), irrationalistische (H. Bergson, G. Simmel, W.Dilthey), induktive (W.Wundt, O. Külpe, E. Becher) aporetische (E. von Hartmann, N. Hartmann) oder deskriptive M. (P.F. Srawson)
Methofischer Ansatzpunkt neuzeitlicher Metaphysik ist das Selbstbewusstsein des Menschen, der das Seiende rational erfasst (nach Descartes)
I. Kant stellt die Möglichkeit einer Metaphysik durch seine >Kritik der reinen Vernunft< radikal in Frage. eine transzendente Metaphysik wird als Scheinwissenschaft entlarvt, nur eine transzendentale, kritische Metaphysik als Wissenschaft von den Grenzen der Vernunft und den Bedingungen der Möglichkeit des seienden wird anerkannt, Trotz anhaltender Metaphysischer Kritik (L. Feuerbach: >menschliche Projektion<, K. Marx: >ideologischer Überbau<, S. Freud: >irreale Wissenschaft<, F. Nietzsche: >ideale Hinterwelt<) entstanden neue Formen als Lehre vom Transzendentalen, das durch Analogie (Neuscholastik) Dialekik (G.W.F. Hegel), intellektuelle Anschauung (Dt. Idealismus) oder Intuition (H. Bergon, M. Scheler) erfasst werden kann.



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