Freitag:
Gleißendes Licht, leises Gebrumme, Schatten die das Licht für einen Moment verdecken. Dann wird der Blick klarer, und mit ihm der Geist.
Endlich realisiert der verstörte Rekrut, daß es schon wieder Zeit zum Aufstehen ist. Wie jeden Morgen 5:00 Uhr, viel zu früh, bitte nur noch fünf
Minuten- Läuft nicht. Also dann raus aus dem Bett, erst Füße aus dem Hochbett, noch mal Augen reiben, dann runter springen. Hoffentlich endet
der Sprung mit einem Beinbruch, KZH bis DZE. Leider ist der Aufprall nicht so wild, schade nicht mal nen Bänderriß. Ist eigentlich auch besser
so, heute ist ja Freitag d.h. endlich nach Hause –Frieden, Freiheit, Freunde... Was will man mehr. Die restlichen sieben Stunden wird man auch
noch schaffen, Hauptsache nach Hause. Mittlerweile haben sich auch die restlich ruhenden Kameraden [wirklich nur Kameraden - keine
Freunde, keine Persönlichkeiten, nur Stressfaktoren] und Kanonier M. aufgerafft. Schnell gewaschen, rasiert, die geile Uniform angezogen und
den Rucksack mit Gerödel in den Spinnt geworfen. »Klack« das Schloss ist eingerastet, alles fertig und schnell einen Blick auf die Uhr geworfen.
Geil - noch 15 Minuten bis zum Antreten, also schnell den Kopf auf den Tisch knallen und noch mal 10 Minuten pennen. Die ersten 20 Sekunden
denkt der Rekrut noch über das nahende Wochenende nach, dann plötzlich wilde Bilder vor dem geistigen Auge. Cool - wieder ein Traum.
Hoffentlich wacht man nicht wieder auf, man ist auch der Versuchung nahe dem Ruf des Fahnenjunkys zum »Raustreten« nicht zu folgen, aber
halt nur nahe, also doch aufstehen. Auf dem Flur noch schlaftrunken versucht man wieder in die bittere Realität zu finden, und aus heiterem
Himmel »Stube zehn steht!« . Dieser bescheuerte UA W. Warum muß der immer so schreien? Findet der das geil? Erst schnarcht er die ganze
Nacht, jetzt brüllt er – das nimmt kein gutes Ende. Warum spaltet ihn nicht irgendwer den Schädel in der nächsten Nacht – Klappsparten frei!
Vielleicht fällt das gar nicht auf, wenn er nicht aufsteht? Wahrscheinlich doch, naja war ja auch nur ne Idee. Aber jetzt erst mal vor den Block,
Antreten und 30 Liegestütze abreißen, eigentlich könnte man mehr, muß aber nicht sein. Langsam kommt der Kreislauf in Schwung, und der
letzte Funken Müdigkeit weicht aus dem Körper. Guten Morgen trister Alltag – Die Wirklichkeit hat den Rekruten wieder – und läßt ihn erst mal
zur Kantine joggen, ach ne im Laufschritt laufen. Wie immer in Formation, aber ohne Gleichschritt. Nach 15 Minuten Frühstück noch schnell ne
leckere »Gauloises« und dann wie jeden Morgen »Stuben und Revierreinigung«. Eigentlich ist ja alles sauber, theoretisch ließen sich da noch mal
zehn Minuten Schlaf bekommen, lohnt sich aber nicht - die netten Kameraden nerven zu viel. Endlich Befreiung von der Diskussion ob nur alle
Türken kriminell sind oder ob BMW´s besser fahren, nun geht´s zum Batterieantreten, diesmal im Gleichschritt. Nach zehn »Ge-ra-de ...auhhs«
und »Links ...uuum« steht man dann mit allen Kameraden, ok auch ein paar Bekannten, im Stillgestanden. Der alte Haupt-ist-mir-doch-egal labert
wieder soviel. Fuck – die Zehen schlafen ein, erstmal anspannen, lockerlassen, so jetzt geht´s wieder. Mittlerweile ist man schon 2 Stunden
wach, also nur noch fünf Stunden bis zur Freiheit. Fünf Stunden mit sinnlosen Dienst gefüllt, ach ne jetzt gibt´s ja erst mal nen Film. Leider
entpuppt sich der Erstehilfefilm aber nicht als so blutig wie erhofft, Schade nichts zu lachen. Wenigsten ist man 8 Minuten zu früh fertig, wieder stellt sich die Frage ob man sich nicht als
gestreßter Rekrut nen Nickerchen im Sitzen gönnen darf? Warum haben eigentlich alle anderen nen bequemen Tisch nur man selbst nicht?
Darauf könnte man bestimmt besser pennen. Das müßte man das nächste mal ändern. »Kann G. sie stehen jetzt!« - Ups – da hatte wohl wer die
selbe Idee, der steht jetzt, das kann man sich eigentlich sparen, besser nicht einschlafen, obwohl? Ach sowieso zu spät, jetzt geht´s wieder raus
in den Block. Was erwartet ein wohl dort? Es steht ja nichts weiteres auf dem Dienstplan, vielleicht »Stuben und Revierreinigung«? Wäre
natürlich geil, wieder schlafen und träumen, so hofft man, dass der Fahnenjunker das auch so sieht. Tut er auch – endlich ein Lichtblick, zwei
Stunden knacken und dann ausgeschlafen ins Wochenende. Auf der Stube angelangt wird das Radio angeworfen, es könnte ja HipHop
kommen. »Bum Bum« nur Techno, schade aber egal gleich besucht man sowieso Morpheus Reich. Plötzlich wieder ein markerschütternder
Schrei »Vorm Block antreeeten«, Oh was haben die sich jetzt wieder ausgedacht? Kasernenrunde? He Volltreffer - und was vernehmen die
Ohren? »Danach Dienstschluß!« Hammer - nur noch 25 Minuten körperliche Anstrengung und als Belohnung nicht nur ein Endorphin-Kick
sondern auch noch frei. Vom Gedanken an die Freiheit angetrieben, schafft es der Rekrut unerwarteter Weise auch noch ne Minute schneller zu
sein. Eine Minute die man schneller zu Hause ist, ein Minute man jetzt immer schneller sein muß – das nächste mal mehr nachdenken - Fuck.
Aber egal jetzt hat einen die Freiheit wieder, nur noch duschen umziehen, Klamotten packen und rein ins Auto. »Brr« – Springt die Karre jetzt
nicht an? Ich will – nein - muß hier weg! Gott sei Dank, läuft doch noch, schnell aus der Kaserne, ne »Gauloises« und Hormonkick –
Wochenende!
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