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copyriot schrieb am 6.10. 2012 um 06:45:13 Uhr über

Metall

Solospieler

IG-Metall-Aktionen gegen Prekarisierung

Von Daniel Behruzi

Am Sonntag ist »Welttag für menschenwürdige Arbeit«. Aus diesem Anlaß organisierte die IG Metall bereits am Freitag bundesweit Informationsveranstaltungen und Aktionen in den Betrieben. Das ist gut und wichtig. Schließlich setzen die Konzerne immer stärker auf Billigjobs: Allein zwischen 2006 und 2010 stieg deren Anteil an der Gesamtbeschäftigung um knapp zwei Prozentpunkte. Jeder Fünfte erhält laut Statistischem Bundesamt weniger als 10,36 Euro pro Stunde. Hinzu kommt die Unsicherheit: Leiharbeiter, Befristete und Beschäftigte mit Werkvertrag können kurzfristig auf die Straße gesetzt werden, wenn die Konjunktur mal wieder lahmt. Das »unternehmerische Risiko« wird so den Lohnabhängigen aufgehalst, was der mediale Mainstream als besondere »Flexibilität« der deutschen Wirtschaft preist.

Dagegen wie »für sichere und faire Arbeit« in Aktion zu treten, ist vollends berechtigt. Aber warum macht die IG Metall das für sich allein? Vor nur einer Woche gingen bundesweit rund 40000 Menschen im Rahmen der Kampagne »UmFairteilen« für eine gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums auf die Straße. Mit Hilfe der IG Metall hätten es noch deutlich mehr sein können. Denn selbstverständlich sind Prekarisierung und Niedriglöhne Teil des Verteilungsproblems. Sie waren ausschlaggebend dafür, daß Deutschland im vergangenen Jahrzehnt als einziger EU-Staat Reallohnverluste zu verzeichnen hattemit der Folge, daß weite Teile der südeuropäischen Ökonomie dem deutschen Wettbewerbsdruck nicht mehr gewachsen sind.

Anders als die IG Metall hat ihre Schwestergewerkschaft ver.di zu den »UmFairteilen«-Demos zumindest aufgerufenwenn auch die Mobilisierung mehr als zu wünschen übrig ließ. Europas größte Industriegewerkschaft präsentiert sich hingegen weiter als Solospieler. Bündnisse mit sozialen Bewegungen hält ihre Führungsriege offenbar für unnötig. Der Grund hierfür ist nicht allein die eigene Stärkeder sich die IG Metall angesichts der beginnenden Krise allerdings nicht allzu sicher sein sollte. Die Haltung der oberen Metaller erklärt sich auch aus ihrer ideologischen Ausrichtung. Sie wollen die Interessen der Mitglieder im Rahmen eines Standortbündnisses mit den Konzernen vertreten. Eine Politisierung, die Zusammenhänge klarmacht und eine Solidarisierung mit anderen Beschäftigtengruppen schafft, ist da nur hinderlich.

In dieser Logik müssen nur die schlimmsten Auswirkungen der Prekarisierung begrenzt und reguliert, nicht beseitigt werden. Das kommt auch in der IG-Metall-Parole »Schluß mit dem Mißbrauch von Leiharbeit, Werkverträgen und Befristungen« zum Ausdruck: Der »Mißbrauch« von Leiharbeit – also die exzessive Ausweitung dieser Beschäftigungsform, die die Organisationsmacht der IG Metall in ihrem Kernbereich gefährdetsoll bekämpft werden. Grundsätzlich ist die Leiharbeit von der Gewerkschaftsspitze, aber auch von vielen Betriebsräten als »Flexibilitätspuffer« hingegen durchaus akzeptiert.


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