Ich wurde im Jahr 1961 in Wien geboren. Meine Eltern sind beide als Kinder durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre gegangen. Sie haben den Hunger kennen gelernt und haben beide sehr hart dafür gearbeitet, in Zukunft nie wieder dieses Gefühl haben zu müssen. Auch aus diesem Grund waren bei uns die Leitsprüche »Gegessen wird, was auf den Tisch kommt«, »Erst aufstehen, wenn der Teller leer ist« usw. das oberste Gebot.
Zum Einen ist es sicher so, dass mir damit das natürliche Sättigungsgefühl ganz einfach abtrainiert wurde. Zum Anderen war es bei uns jedoch auch immer üblich, jede Art von sportlicher Betätigung sofort wieder mit einem Essen zu »belohnen«. Jede Art von gesellschaftlichem Ereignis war sofort mit dem Essen verknüpft.
An eine Begebenheit kann ich mich sogar noch sehr gut erinnern - ich war ungefähr acht Jahre alt, als wir in Alland ein Grundstück hatten, und es gab Grillhühner. Ich wurde dafür gelobt, ein ganzes Huhn alleine gegessen zu haben - welch ein Schwachsinn, der noch dazu in bester Absicht geschah! So brauchen wir uns auch heute nicht zu wundern, dass die Mediziner immer mehr mit Dickleibigkeit zu kämpfen haben werden.
In der Schule wurde ich immer sehr gehänselt und hatte schon damals Probleme, Anschluss zu finden, obwohl ich eigentlich ein sehr geselliger Mensch bin. So verlief meine gesamte Schulzeit relativ einsam, wobei ich dieses Gefühl nicht einmal so sehr hatte, denn ich habe sehr gerne gelesen und meine Eltern haben mich auch immer auf tolle Reisen mitgenommen.
Sehr bald nach der Schule hab ich dann einen Bekannten meiner Großmutter geheiratet - er war das genaue Gegenteil von mir - eher untergewichtig und auch eher einsilbig. Jeder von uns ging natürlich mit seinen eigenen Vorstellungen in diese Ehe und so war es nur eine Frage der Zeit, bis wir uns trotz Liebe auseinander gelebt hatten. Meine zwei Kinder habe ich nach der Scheidung zugesprochen bekommen, die aber ohne Streit in bestem Einvernehmen über die Bühne ging.
In diesen 12 Ehejahren ging natürlich der ewige Kampf mit dem Gewicht weiter. Ich habe heute das Gefühl, dass jede Minute meines Lebens irgendetwas mit Essen zu tun hat. Auch die verschiedensten Diäten habe ich »durchgemacht« - von Weight Watchers bis Ahornsirup, von Semmel und Milch bis zu Ananas habe ich alles mit mehr oder weniger Erfolg (und Begeisterung ;-) ) hinter mich gebracht. Das Endergebnis war immer gleich - vorübergehend Gewichtsabnahme und dann wieder rauf - meist mehr als vorher.
Vor nunmehr schon drei Jahren habe ich dann das erste Mal von dem Magenband gehört, es versprach mir die dauerhafte Hilfe mit den Kilos. Die erste Reaktion meiner Hausärztin war ein NEIN mit aufgestellten Haaren ;-)
Meine Mutter wollte gleich mitgehen und meine Kinder hatten Bedenken wegen der Operation. Von meinem Lebensgefährten habe ich immer Unterstützung bekommen. So ging ich den Weg der relativen Sicherheit und habe mir Informationen geholt. Hier muß ich aber zugeben, dass das gar nicht so einfach war. Auf jeden Fall bin ich sehr dankbar, dass ich auch von der Mentalseite Unterstützung hatte und momentan bin ich auch in Ausbildung zum Bewusstseins- und Intuitionstrainer. Das ist für mich sicher auch eine wertvolle Unterstützung.
Die Operation verlief komplikationslos und auch die Umstellung nachher war nicht das große Problem. Ich hatte nur einen wesentlichen Teil falsch verstanden - ich hätte sollen wiederkommen ;-) (wegen der Nachfüllung meines Bandes). Dadurch hat sich die erste Abnahme sehr in Grenzen gehalten (7Kilo).
Erst fast ein Jahr später drängte mich meine Hausärztin doch wieder ins Spital zu gehen, wenn ich das Ding jetzt schon mal habe! So bekam ich dann eine Nachfüllung. Die ersten paar Tage hab ich geglaubt, ich schaffe es nicht - sogar Wasser kam wieder retour! Nach der Gewöhnungsphase war ich aber überglücklich - ich hatte insgesamt 30 Kilo abgenommen!
Dann allerdings hab ich den Fehler gemacht, mir wieder einen halben Milliliter herausnehmen zu lassen und jetzt kämpfe ich mit dem weiteren Abnehmerfolg. Die wirkliche Herausforderung bei der ganzen Sache ist glaube ich, die richtige Betreuung. Wenn man immer mit einem anderen Arzt sprechen muß und das Gefühl hat, nur eine Nummer zu sein ist die Motivation etwas eingeschränkt. Außerdem sind die Ärzte auch nicht in der selben Lage und können daher leicht den Finger mahnend in die Höhe heben. Das nützt aber mir momentan nicht viel! Die Diätberatung ist auch ganz nett - aber wer weiß denn nicht, was er essen darf und was nicht?
So kann ich eben dennoch nur jedem, der an extremem Übergewicht leidet raten, sich von jedem, den er erwischt so viel Info wie möglich zu holen. Auch wenn man da oft auf Mauern stößt - trotzdem!
|