Mein Leben vor der Kamera
Du willst wissen, wer ich war?
Gut. Ich war die, die man nicht mochte, aber brauchte.
Ich war die, die keinen Filter hatte,
weil wir noch live waren,
und weil das Mikrofon früher nicht dazu da war,
sich selbst zu erklären.
Ich hatte keine Haltung. Ich hatte eine Haltung zur Arbeit.
Ich hab’s nicht „gefühlt“. Ich hab’s abgeliefert.
Punkt, klar, ohne Einspieler.
Ich war im Fernsehen, als man noch Angst hatte, Fehler zu machen –
nicht, weil sie jemand twittern könnte,
sondern weil sie echt waren.
Heute spielt ihr Talkshow.
Ihr klebt Statements auf Menschen wie Namensschilder.
Ihr sagt:
„Was war Ihre Wahrheit?“
Meine?
Meine Wahrheit war, dass es nicht um mich ging.
Ich habe Gespräche geführt,
nicht Gespräche inszeniert.
Ich hatte Gäste,
die mir widersprochen haben –
und ich hab sie nicht abgeholt,
ich hab sie konfrontiert.
Weil ich wusste, was auf dem Spiel steht:
Verstehen. Nicht Gefallen.
Ich hab RTL drei Formate angeboten.
Kein Mensch hat geantwortet.
Nicht, weil sie schlecht waren –
sondern weil sie nichts verkauft haben.
Kein Preis, kein Voting, kein Aufschrei.
Nur:
Ein Raum.
Zwei Menschen.
Und eine Kamera,
die nicht wegguckt.
Ihr wollt das zurückholen?
Ihr wollt Fernsehen neu denken?
Vergesst’s.
Ihr müsst erst lernen,
dass Wahrheit nicht aussieht wie Quote.
Ich war sichtbar.
Nicht berühmt.
Nicht tragbar.
Nur da.
Und wenn ihr das nicht erkennt –
macht nichts.
Die Kamera lief trotzdem.
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