Mit Millioneninvestitionen versuchen
internationale Unternehmen der Freizeitbranche, auf
dem lukrativen deutschen Fitnessstudio-Markt Fuß zu
fassen. "Es geht um die nach den USA vielleicht
interessanteste Region der Welt", sagt Helge Budde,
Marketingleiterin Deutschland bei der amerikanischen
Fitness Holding World Wide. Das Unternehmen will sich
mit seinen »24Hours-Studios« jetzt auch in
Deutschland etablieren. Bis Ende 2002 werde man
mehr als 50 Anlagen eröffnen, sagt Helge Budde. Und
2008 sollen es dann mindestens 240 Studios sein.
Mit rund 3,5 Millionen Mitgliedern ist die Fitness
Holding zurzeit die größte Fitness-Kette weltweit.
Erfüllen sich die ehrgeizigen Pläne, dann würde
»24Hours« innerhalb weniger Jahre auch zum größten
Fitnessanbieter in Deutschland aufsteigen.
Wichtigster Wettbewerber ist neben der Mainzer TC
Holdings die börsennotierte britische Fitness First-
Kette. Mit der mittlerweile in fast jeder deutschen
Großstadt ansässigen Fitness Company befindet sich
Fitness First auf massivem Expansionskurs. "Wir
werden aggressiv wachsen, zu den derzeit 34 Clubs
werden in jedem Jahr mindestens 20 neue Studios
dazukommen", sagt Martin Seibold, Marketingchef bei
der Fitness Company.
Doch auch die anderen Ketten wie Swiss Training und
Kieser wollen weiter expandieren, um im anhaltenden
Fitness-Boom nicht den Anschluss zu verlieren. Nach
Untersuchungen des Deutschen Sportstudio
Verbandes (DSSV) trainierten im vergangenen Jahr
knapp fünf Millionen Menschen in rund 6.500 Studios
und bezahlten dafür insgesamt 5,3 Milliarden Mark.
Vor zehn Jahren wurden gerade einmal 1,7 Millionen
Freizeit-Fitnesssportler gezählt, der Umsatz lag bei
1,6 Milliarden Mark. Nach Ansicht der Branche ist
damit der Höhepunkt der Fitnesswelle aber noch nicht
erreicht. In den USA sind mittlerweile zehn Prozent
der Gesamtbevölkerung in Fitnessclubs
eingeschrieben, darauf wird es auch hier zu Lande
herauslaufen, sagt Helge Budde von der Fitness
Holding.
Auch der DSSV rechnet nicht mit einem Abflauen des
Booms. Für das Jahr 2005 prognostiziert er sieben
Millionen Mitglieder in Fitness-Clubs, das entspreche
einer Quote von immerhin fast neun Prozent der
Gesamtbevölkerung. Um sich gegen die wachsende
Konkurrenz durchzusetzen, versuchen gerade die
großen Studiobetreiber, die Kundschaft mit immer
neuen Angeboten zu locken. Großzügige Anlagen mit
den neuesten Geräten und Fitness-Kursen gehören
schon zum Standard. Zusätzlich offerieren so
genannte Persönliche Trainer ihre Dienste, oder die
Mitglieder können sich in aufwendigen
Wellness-Einrichtungen mit Saunen und Dampfbäder
entspannen.
"Moderne Fitnessstudios sind mittlerweile meilenweit
entfernt von den muffigen Bodybuilding-Buden der
Vergangenheit", sagt Helge Budde. In vielen Studios
sind allerdings auch die Preise von früher
Vergangenheit. Bis zu 200 Mark Monatsbeitrag plus
Einschreibgebühr verlangen die so genannten
Premium-Clubs. Mit einem durchschnittlichen
Monatsbeitrag von rund 125 Mark ist München nach
Untersuchungen des Sportstudio-Verbandes die
teuerste deutsche Fitness-Stadt. Zum Vergleich: In
Bremen liegt der Durchschnittspreis bei unter 80 Mark.
"Unsere Kunden sind bereit, einen angemessenen Preis
zu zahlen, wenn die Qualität stimmt", sagt Martin
Seibold von der Fitness Company. Und eine gleich
bleibend hohe Qualität könne man am besten in einem
Filial-System sicherstellen. In einem großen
Unternehmen lasse sich das Know how an die
Mitarbeiter besser vermitteln, nur hier könne man
motivierten Beschäftigten die notwendigen
Aufstiegschancen bieten. Trotzdem glaube er nicht,
dass die großen Fitness-Konzerne langfristig alle
regionalen Anbieter und kleinen Einzel-Studios
verdrängen werden. »Der Markt ist groß genug«, sagt
Seibold. "Wenn die Qualität und der Service stimmt,
gibt es in jeder Preisklasse und Studiogröße genügend
Nischen."
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