Der Psychiater Karl Leonhard hat zum Verhältnis zwischen Maniker und Depressiven mal einen interessanten Gedanken publiziert. Man geht gemeinhin davon aus, dass der Depressive unter Gedankenarmut leide während der Maniker quasi innerlich überflutet wird von Gedanken, Impressionen und Stimmungen.
Dem ist aber, so Leonhard, eigentlich nicht so. Der Depressive ist Grüblerisch und entspricht damit ziemlich genau dem Bild, das man von einem tiefen Denker hat, während der Maniker die einzelnen Gedanken selbst nicht fassen kann. Sie fliehen vorbei. Das entspricht mehr dem, was einen im Traum begegnet.
Der Gedanke ist insofern ganz witzig, weil erstens dem oberflächlichen Eindruck widersprochen wird und zweitens das traditionelle Vorurteil über die Melancholie des Genialen bestätigt wird.
Kleine Anmerkung 1: K. Leonhard hat eine, nun, »eigenwillige« psychiatrische Diagnostik entwickelt, in welcher es neben der gewöhnlichen manischen Depression auch eine »Angst-Glücks-Psychose« gibt.
K. A. 2: Der Graf gibt seine Erinnerung an die Lektüre aus dem Kopf wieder. Der Text soll im Zweifelsfall nicht die Meinung K. L.s darstellen, sondern die Erinnerung im Geist des Skriptors »ungerichteter Graf«. Dem interessierten Leser empfehle ich, ehrlich, bei Google-Books nach dem entsprechenden Schlagworten zu suchen. Dort wird man ein Lehrbuch finden und findet die Abschnitte, auf welche ich mich hier beziehe. Jedenfalls glaube ich das. Könnte auch sein, dass man Bibliotheken oder zumindest Web-Server von Unis aufsuchen muss. Beides übrigens nicht das schlechteste Vergnügen.
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