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Dr. van Helsing schrieb am 7.5. 2013 um 13:38:52 Uhr über

ManWeißEsNicht

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Achtung: Neue Fassung mit Redlichkeitsfaktor 10

VAN HELSING UND DER HIMMEL ÜBER DUBLIN

Grau war der Himmel über Dublin, als ich vor nicht allzu langer Zeit im Rahmen meines steten Kampfes gegen das Böse in der Welt auf einer meiner abenteuerlichen Reisen in der irischen Hauptstadt eine schicksalhafte Begegnung mit einem staatlich geprüften Metzgermeister hatte.
Auf Anraten meines geschätzten Kollegen Professor Abronsius von der Universität Kurnigsburg (Российская Федерация) war ich auf die grüne Insel gefahren, wo eingeweihte Kenner mitten in der Hauptstadt die Existenz eines der Sommerhäuser des legendären Grafen Dracula vermuten, irgendwo versteckt hinter dichten Ginsterhecken.

Der ursprünglich aus Nordirland stammende, selbsständige Metzgermeister hatte erst kürzlich seine Metzgerei geschlossen und eine Wurstbude mitten in Dublin eröffnet.
Neben grau-grünlichen, sehr fetten Kochwürsten bot er in seiner Wurstbude auch grobe Blutwürste zur Verkostung an.
Die Graugrünlichen schmeckten noch um einiges schauriger, als sie aussahen. Die Blutwürste aber, die hatten es wahrhaftig in sich. Sie waren vorgeblich nach altem, irischem Rezept gefertigt und ungeheuer lecker. Sie haben sogar mir, einem sehr anspruchsvollen Esser und überzeugten Gourmet, geradezu köstlich gemundet.

Auffällig war jedoch, dass er seine Wurstbude immer erst nach Einbruch der Dunkelheit öffnete. Ebenso auffällig waren seine Kunden, die ausnahmslos schwarze Kleidung und weit wallende Umhänge trugen.
Ich sah, dass sie allesamt den grau-grünlichen Kochwürsten keinerlei Beachtung schenkten, sondern ausschließlich nach den größten und dicksten Blutwürsten verlangten. Kaum gekauft, schlangen sie diese überaus gierig und laut schmatzend und sogar genüsslich grunzend herunter.
Nun waren es weniger die mangelnden Essmanieren, die mich misstrauisch werden ließen, schließlich waren wir ja mitten in der irischen Metropole.
Es waren vielmehr die Lebensgeister, die nach dem Genuss der groben Blutwürste auf einmal sichtlich und fast leibhaftig in der Kundschaft jenes jetzt wurstbudenbesitzenden Metzgermeisters erwachten.

Jeden Abend wiederholte sich das selbe Geschehen. Und es waren jeden Abend die selben Kunden aus dem umliegenden Rheinland, die zunächst scheinbar kraftlos und müde zur Wurstbude schlichen, die grau-grünlichen Kochwürste ignorierten und ausschließlich die grobe Blutwurst bestellten. Jeden Abend hörte ich das gierige Schmatzen und Grunzen. Und kaum waren die Blutwürste verschlungen, wirkten die badenser Kunden auf einmal wieder frisch und voller Tatendrang.

In der fünften Nacht nahm ich ein Bündel Knoblauchzehen mit zu meinem Beobachtungsstand, nur wenige Schritte neben der Wurstbude. Ich wollte mich davon überzeugen, ob mein Verdacht gerechtfertigt war.
Und als das große Schmatzen und Grunzen wieder begann, schritt ich forsch zur Wurstbude und mischte mich mitten unter die schwarz bekleideten Kunden. Als ich die Knoblauchzehen aus der Tasche zog, wichen die Kunden entsetzt und wild gestikulierend zurück.

Ich hatte also Recht gehabt. Mein Anfangsverdacht hatte sich in aller Redlichkeit zweifelsfrei bestätigt.

An dieser Wurstbude mitten in Dublin versorgte der Metzgermeister echte, irische Vampire mit ihrem Lebenssaft. Menschenblut, wie meine späteren Untersuchungen ergaben.
Doch handeln musste ich sofort.

Ich hatte die Magazine meiner Vampirtöter, wie ich meine automatischen Schnellfeuerwaffen liebevoll nannte, mit hunderten von mit Silber überzogenen karpatischen Eichenholzpflock-Patronen geladen, mit denen ich jetzt die Herzen der Blutwurst liebenden Vampire duchlöchern musste. Schuss für Schuss traf wohl gezielt und löschte Vampir nach Vampir endgültig aus.

Nun muss ich zugeben, dass ich diesmal ein wildes Gemetzel unter all den Untoten veranstaltete, das wenig appetitlich war. Aber grausam? Wohl kaum, wenn es sich nicht um Menschen, sondern um abgrundtief böse und selbstsüchtige Vampire handelt. Überdies blieb mir ohnehin keine andere Wahl. Es ging ja nicht nur um die Zukunft von Dublin und der grünen Insel, sondern um die Zukunft der gesamten Menschheit. Bei all der vermeintlichen Grausamkeit darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass Vampire durch das finale Auslöschen von ihrem Fluch den Untotseins befreit werden. In der Regel landen sie allerdings entsprechend ihren Taten in der Hölle und nicht im Himmel.

Professor Abronsius war übrigens stets ein Unterstützer der Pfählungstheorie, nach der Vampire nur durch individuelle Holzpflock-Pfählungen besiegbar seien. Ein fataler Irrtum, der auf dem Buch »Dracula« von Bram Stoker beruht, mit der Realität aber absolut nichts zu tun hat. Auch Stoker war Ire und reich an Fantasie, aber ohne jedes Fach- oder echtes Hintergrundwissen zu Vampiren. Tatsächlich hatte sogar ich einige Zeit gebraucht, diesen Irrtum zu erkennen. Die von mir entwickelte und benutzte Spezialmunition hatte sich als der einzige Weg erwiesen, Vampire in großer Zahl nachhaltig auszulöschen.

Der Metzgermeister war jedenfalls sofort geständig. Er hatte tagsüber Touristen, die ahnungslos in den umliegenden Pensionen und in den Hotels abgestiegen waren, mitleidlos ermordet und anschließend fachgerecht verwurstet, damit sich seine irischen Vampirkunden an deren Blut laben konnten. Noch heute fühle ich übrigens ein Grummeln in den Tiefen meiner Eingeweide, wenn ich daran denke, dass auch ich von ebendieser Blutwurst gekostet hatte.

Pflichtgemäß übergab ich den mordlustigen Metzgermeister den irischen Behörden. Er wurde anschließend vom lokalen Schwurgericht zu lebenslangem Gefängnis verurteilt.

Aus sicherer Quelle weiß ich, dass er dort noch heute dort einsitzt und in der Gefängnisküche arbeitet. Einmal pro Woche gibt es seine Spezialität, nämlich scheinbar frische, aber ziemlich fette und grau-grünliche Kochwürste, die an dann abends den Häftlingen zusammen mit trockenem und ebenfalls grau-grünlich schimmerndem Brot zum Dinner vorgesetzt werden.

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Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen.
Originaltitel: »Van Helsing And The Sky Above Dublin«.
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