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® schrieb am 7.10. 2010 um 19:53:26 Uhr über

Maldoror

Ankündigungstext 1 (KoKi Lübeck)
Karsten Weber von der (dienstältesten deutschen Super8-) Filmguppe Chaos aus Kiel und Duncan Reekie von Exploding Cinema, dem größten britischen Forum für Experimentalfilm hatten die Idee und konnten 10 weitere 10 Filmemacher und Gruppen aus Deutschland und Großbritannien davon überzeugen, sich auf das Wagnis einzulassen: die filmische Neuinterpretation der »Gesänge des Maldoror« des Comte de Lautreamont (Isodore Lucien Ducasse, 1846-1870). Dieser 1868 entstandene einzige Roman des früh verstorbenen Schriftstellers blieb bis zu seiner Entdeckung durch die Surrealisten nahezu unbemerkt und gilt heute als Grundwerk der Moderne. Als schillerndes Mosaik von Szenarien und Bildern, erzählt er von Maldoror, einem gefallenen Engel von Schönheit und Düsternis, der auf der Erde strandet unter der von ihm verhaßten Menschheit. Sein Schatten streicht durch den Tag und nachts wird er heimgesucht von Phantomen der Erinnerung an unaussprechliche Verbrechen. Er sucht einen echten Freund oder Ruhe, doch er trifft nur auf Schrecken und Tod und nimmt Rache an den Menschen und an Gott, den er für die Erschaffung des Menschen bestrafen will... Textauszüge aus dem Roman werden von dem Kieler Schriftsteller Feridun Zaimoglu aus dem Off eingesprochen und verbinden im Film die zehn als Animations-, Experimental- oder Spielfilm stilistisch unterschiedlich gestalteten Episoden. »Versteinert sitzt man beim Abspann da, gefoltert auf der Streckbank der Bilder. Aber wie in der antiken Tragödie, wo der splatternde Götterzorn so manchen Kopf rollen läßt, ist man auch gereinigt von dieser Katharsis obsessiver Poesien. Und man tritt geläutert hinaus in die Nacht, in die sanfte Nacht der Seelen.«(Jörg Meyer, Kieler Nachrichten)


Ankündigungstext 2 (Kino im Sprengel, Hannover)
1869 erschien »Die Gesänge des Maldoror«, in denen ihr Autor, der Comte de Lautreamont, ein in höchstem Maße grausamesBild von der Welt und der Natur des Menschen entwirft. Maldoror, ein düsterer, gefallener Engel findet sich af unserem Planeten wieder, gestrandet unter der von ihm verhaßten Menscheit. Sein Schatten streicht durch den Tag, und des Nachts wird er heimgesucht von Phantomen und der Erinnerung an unaussprechliche Verbrechen. Er sucht Rache, einen echten Freund oder Ruhe, doch er trifft nur auf Tod und Schrecken und führt eine nicht enden wollende Schlacht gegen die menschliche Kreatut und Gott, seinen Erzfeind, der dieses Ungeziefer nicht hätte erschaffen sollen. Das Buch, das im folgenden Jahrhundert von den Surrealisten wiederentdeckt und bekannt gemacht wurde, ware das Ausgangsmaterial für ein ungewöhnliches Super-8-Projekt: Angeregt von »Chaos Film« (Kiel) und »Exploding Cinema« (London), die beide in dem Ruf stehen, bei ihren Kurzfilmnächten ALLES auf die Leinwand zu bringen, »frei von Zensur, Geschmack und öffentlicher Förderung«, haben sich ein dutzend Filmgruppen und Einzelfilmer aus der britischen und deutschen Undergroundszene daran gemacht, das bösartig ironische Machwerk Lautreamonts zu verfilmen. Ein Machwerk sollte in das Dunkel der Vorführsäale gelangen, das einen »wilden und verwirrenden Affront gegen das normale und zivilisierte Kino«darstellt.


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