Das Konzentrationslager in Lublin, allgemein bekannt als Majdanek, war nach Auschwitz das zweitgrößte Nazilager in Europa. Über seine Entstehung entschied der SS- und Polizeireichsführer Heinrich Himmler, während seines Aufenthaltes in Lublin Mitte 1941, indem er diesbezügliche Anweisungen traf, in denen wir u.a. lesen: 147; der Beauftragte des Reichsführers SS errichtet ein Konzentrationslager für 25 000-50 000 Häftlinge zum Einsatz in Werkstätten und bei Bauten der SS und Polizei".
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Mit wissenschaftlicher und Herausgeberischer Tätigkeit ist die Wissenschaftsabteilung befasst. Die wissenschaftlichen Untersuchungen umfassen drei Themengruppen: die Geschichte des Konzentrationslagers in Majdanek, historische Bildung in den Museen - Gedenkstätten und die Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit in Deutschland.
Die Gednkstätte gibt eingene wissenschaftliche, der Lagersgeschichte und verschiedenen Aspekten der Nazi-Besatzung in Polen gewidmete, Zeitschrift »Majdanek-Hefte« /»Zeszyty Majdanka«/ heraus. Bisher sind 20 Bände erschienen. Die Gedenkstätte führt eine Verlagsserie »Bibliothek der Majdanek-Hefte«, im Rahmen derer monographische Auseinandersetzungen bezüglich des II. Weltkrieges veröffentlicht werden. Die Forschungsergebnisse werden auch in anderen Publikationen und Sammelzeitschriften, sowie in Form von Vorträgen auf in- und ausländischen historischen Tagungen präsentiert.
Grundsätzliches Kompendium des Wissens über die Geschichte Majdaneks ist das in drei Sprachen herausgegebene Buch von Józef Marszałek »Majdanek - Konzentrationslager in Lublin«, Warszawa 1987. Die wichtigste Forschungserrungenschaft ist die Monographie »Majdanek 1941-1944«, eine Artikelsammlung herausgegeben von Tadeusz Mencel, Lublin 1991, in der auch eine dataillierte Bibliographie enthalten ist. Informationen über den aktuellen Stand der Forschungen bezüglich der Geschichte des Konzentrationslagers in Majdanek sind in dem Artikel von Tomasz Kranz und Janina Kiełboń: »Archival Sources and the State of Research Concerning the History of the Camp at Majdanek«, [in:] »Les archivez de la Shoah, ouvrage collectif sous la direction de J. Fredj«, Paris 1998, S. 521-540 enthalten.
Im Rahmen herausgeberischer Tätigkeit des Staatlichen Museums in Majdanek werden auch - außer - den o.g. Zeitschriften - Materialien aus den durch die Gedenkstätte organisierten Konferenzen, Informationsbroschüren und der Gedenktättenproblematik gewidmete Veröffentlichungen herausgegeben. Das Ergebnis bisheriger Forschungen der Gedenkstättenmitarbeiter sind über 110 Veröffentlichungen und über 180 Vorträge, die auf wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen durch die Gedenkstätte (26) und andere Institutionen organisierten Konferenzen gehalten worden sind.
In den nächsten Jahren werden das Arbeitsprogramm und Veröffentlichungspläne der Wissenschaftsabteilung auf zwei Ziele gerichtet sein: einerseits auf die Fortsetzung und Vertiefung der Forschungen zum Thema Majdanek, hauptsächlich durch den Zugang zu den im Ausland aufbewahrten Archivmaterialien und Prozessakten, andererseits auf die Bearbeitung der Theorie und Praxis der historischen Bildung in den Gedenkstätten.
Zur Wissenschaftsabteilung gehört es auch eine Bibliothek mit ca 13 000 polnischen und ausländischen Büchern und einer außergewöhnlichen Sammlung von 2. 685 Bänden, aus der ehemaligen SS-Bibliothek. In der Bibliothek gibt es auch einen Leseraum, in dem Fachzeitschriften vorhanden sind.
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Mit dem Aufrechterhalten und der Sanierung der 70 erhaltenen Lagerobjekte sowie der Verwaltungsgebäude und des ganzen Gedenkstättegebietes befassen sich: die Konservierungsabteilung und die Verwaltung.
Die Sorge für Holzbauten wie auch für das ausgedehnte Gebiet, dessen Umzäunung, die Straßen, das Denkmal und das Mausoleum bedarf ständiger Sorgfalt und ist mit hohen Kosten verbunden.
Die Tätigkeit der Gedenkstätte ist größtenteils durch das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe finanziert. Diese bescheidenen Zuschüsse beschränken jedoch die Entwicklung voller Tätigkeit der Gedenkstätte und sind nur für die Deckung grundsätzlicher Bedürfnisse ausreichend. Bisher wurden die Konservationsarbeiten durch verschiedene Organisationen und Einrichtungen unterstützt z.B: Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Stiftung für Polnische Wissenschaft, Innenministerium des Landes Brandenburg sowie Trägerkreis des Spendenkontos für Shoa-Gedenkstätten in Polen beim Kirchenkreis Bielefeld. Deshalb sucht das Museum nach Sponsoren, die das Wesen dieser Institution verstünden und sie finanziel unterstützen möchten. Geld zur Konservierung der Lagerobjekte und für andere Aktivitäten kann auf unser Konto überwiesen werden.
BPH Kraków II O/Lublin
10601480-320000184673
http://majdanek.pl/
Mit der Realisierung dieses Vorhabens beauftragte Himmler Odilo Globocnik-den SS-und Polizeiführer im Distrikt Lublin. Der offizielle Name des Lagers lautete zuerst Kriegsgefangenenlager der Waffen SS in Lublin, später Konzentrationslager der Waffen SS Lublin. In Wirklichkeit übte das Lager verschiedene Funktionen aus, indem es gleichzeitig nicht nur ein Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager war, sondern auch ein Vernichtungs-, Arbeits-, Straf- und Übergangslager war.
Das Lager war am südöstlichen Stadtrand, an der Chaussee Lublin - Zamość - Lemberg gelegen. Der Standort des Lagers stand in engem Zusammenhang mit den politisch-wirtschaftlichen Plänen der Besatzer in der Region Lublin, für deren Realisierung das Lager ein Reservoir an kostenlosen Arbeitskräften darstellte. In den zukünftigen Plänen sollte Majdanek eine Fläche von über 500 ha einnehmen bei einer gleichzeitigen Belegstärke von 250 000 Menschen. Misserfolge der Deutschen im Krieg verursachten bedeutende Beschränkungen dieses Vorhabens. Letztendlich wurden auf einer Fläche von 270 ha insgesamt 280 Lagerobjekte verschiedesnster Art errichtet, u.a. Häftlingsbaracken, Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude, Werkstätten, Vernichtungseinrichtungen (Gaskammern und Krematorien) und Bewachungsanlagen (Umzäunung, Wachtürme und -häuser). Den zentralen Teil des Lagers nahmen die auf fünf Häftlingsfeldern errichteten Wohnbaracken für die Gefangenen ein. In diesen Baracken konnten zu einem Zeitpunkt insgesamt 25 000 Menschen untergebracht werden.
Das Lubliner Lager bestand von Oktober 1941 bis Juli 1944. Organisatorisch unterstand das Lager den obersten Behörden der SS und ihren örtlichen Vertretungen sowie der Inspektion Konzentrationslager und dem WVHA unter Leitung von Oswald Pohl. An der Spitze des Lagers stand der Kommandant, der meistens ein höherer SS-Offizier war. Aufgrund beschränkten Quellenmaterials kann man die Zahl der Häftlinge und Opfer nicht genau feststellen. Schätzungsweise waren etwa 300 000 Menschen aus 50 Nationen in Majdanek. Den größten Anteil machten Juden (über 40%) und Polen (ca. 35%) aus. Häftlinge anderer Nationalität waren vor allem: Weißrussen, Ukrainer, Russen, Deutsche, Österreicher, Franzosen, Italiener und Holländer. Die Altersstruktur der Gefangenen war sehr verschieden.
Die meisten Häftlinge (ca. 70%) waren zwischen 20 und 50 Jahre alt.
Im Vergleich zu anderen Konzentrationslagern hatte Majdanek den größten Anteil an Kindern bis 15 Jahre (6%, davon 1,1% Säuglinge). Die Häftlinge von Majdanek bekannten sich zu verschiedenen Konfessionen, hatten unterschiedliche politische Ansichten und Berufe, sowie unterschiedliche Stellung in der Gesellschaft. Neben Gefangenen, die hier aus rassischen Gründen einsaßen, bildeten Mitglieder der Widerstandsbewegung die größte Häftlingsgruppe. Spezifisch für Majdanek war die große Zahl an Bauern.
Schätzungsweise kamen in Majdanek über 230 000 Menschen um, davon ca. 100 000 Juden. Über 50% starben aufgrund von äußerst primitiven Lebensbedingungen, Krankheiten, Hunger und infolge schwerer körperlicher Arbeit. Der Rest wurde bei Exekutionen und in den Gaskammern umgebracht.
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