Als ich 1998 in Budapest war, fand ich die ganze Stadt mit Wahlplakaten zugepflastert. Als besonders penetrant empfand ich die Plakatierungsaktion der MIÉP, einer mir nicht bekannten Partei, die mit dem weichgezeichneten Bild eines Säuglings warb, umrahmt von dem Text: »Szívvel, lélekkel, magyar hittel«. Instinktiv hatte ich bei diesem hundertfach in DIN A4 bis DIN A2–Größe verklebten Plakat ein negatives Gefühl, was mich nicht davon abhielt, eines davon mit nach Düsseldorf zu nehmen und es nach dem Einscannen diversen Veränderungen zu unterziehen. So bekam der Säugling einen Hitlerbart verpasst und auch das Wort hittel bot Anlaß zu einschlägigen Manipulationen. Trotzdem wußte ich bis letztes Jahr nicht, um was für eine Partei es sich bei der MIÉP handelte, bis ich erfuhr, daß es sich um eine rechtsnationale Ansammlung von Antisemiten und Rassisten handelte, was mein etwas kindisches Vorgehen im Nachhinein rechtfertigte.
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