Als ich einmal in München zu Besuch war, hatte ich versucht mit meinem Fotoapparat ein Bild von mir selbst, und, im Hintergrund, dem Bayerischen Parlamentsgebäude aufzunehmen. Das bot sich meiner Meinung nach deshalb an, weil ich gerade in den Ausläufern der Fußgängerzone stand, von wo aus eine längere Straße schnurgerade zu diesem seltsam aufgetürmten neoklassizistischen und neowasweißichnoch-Gebäude führt. Noch dazu, und das war der eigentliche Grund meiner Faszination mit diesem Motiv (der ich eigentlich sonst mit der Fotografie nicht allzuviel anzufangen weiß), beschreibt diese Straße sozusagen ein kleines Tal, d.h. sie fällt unmittelbar nach den letzten Geschäftspassagen steil ab, nur um dann kurz vor dem Parlamentsgebäude wieder ebenso steil anzusteigen, ein Umstand der, zumindest beim tatsächlichen Anblick vor Ort, wohl, verzeihen sie, eine Aura der Erhabenheit über den Ort legt.
Ich war also guter Dinge nachdem ich auf den Auslöser gedrückt hatte, allerdings mußte ich zwei Wochen später zuhause feststellen, daß ich, zum einen, vergessen hatte die Schärfe richtig einzustellen, weswegen man also statt der erhaben abfallenden Straße und dem Parlament nur ein verschwommenes graubraunes Gemisch sah, und zum anderen, daß mir, was ich wohl im Moment der Aufnahme gar nicht bemerkte, die Sonne direkt ins Gesicht schien und mich so dazu veranlaßte auf häßlichste Art und Weise die Stirn, die Nasenwurzel und die Augenbrauen in Falten zu legen. Noch dazu hatte mir, auch daran erinnerte ich mich nicht, wohl ein Windstoß meine halblangen Haare ins Gesicht fallen lassen.
Ich war sehr unzufrieden mit diesem Foto.
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