Einst erklang hier Musik, wurden
Ausstellungen oder Dichterlesungen veranstaltet.
Doch wer heute am Haus an der Luisenstraße 18
vorbeikommt, wo bis 1993 der Künstlerclub «Die
Möwe» war, glaubt, eine Ruine zu sehen. Grau ist der
dreistöckige Bau neben dem Künstlerhotel Luise.
Dessen Manager Torsten Modrow sagt: «Es ist ein
Skandal, dass es leer steht.» Und sein Kollege Dirk
Bossmann ergänzt: «Das Haus sieht wie eine Ruine
aus. Oft fragen uns Gäste nach der Möwe. Die
kennen das Gebäude noch von früher und sind
schockiert über den jetzigen Anblick.»
Seit dem 1. April 1998 gehört das 1828 errichtete
Gebäude dem Land Sachsen-Anhalt, das es als seine
Landesvertretung beim Bund vorgesehen hat. Doch
die Genehmigung zum Umbau, die seit dem 1. Juli
vorliegt, ist überholt. «Wir mussten unsere Planung
ändern, das machte eine neue Baugenehmigung
erforderlich», sagt Stefan Marotzke vom
Magdeburger Finanzministerium: Der Umbau muss
billiger werden als einmal gedacht. Rechnungshof und
Landtagsfinanzausschuss hatten mehrfach Kritik am
Hauskauf geübt. Schon der Kaufpreis von 16
Millionen Mark war beim Rechnungshof umstritten.
Nach Verkehrswert sei das Haus höchstens 8,5
Millionen Mark wert, hieß es.
Ein Untersuchungsausschuss in Magdeburg
beschäftigt sich mit dem Thema. Christian
Sundermann, Leiter der Landesvertretung in Berlin:
«Da hieß es vom Finanzausschuss: Wenn das
Gebäude schon so teuer war, dann bitte bei den
Baukosten sparen!» Also muss es jetzt vier Millionen
Mark weniger kosten, damit die Gesamtsumme von
43 Millionen Mark nicht überschritten wird.
«Dadurch wird der Neubau im Innenhof ein Geschoss
niedriger», sagt Finanzsprecher Marotzke.
Den Sparmaßnahmen wird etwa eine ursprünglich
vorgesehene Gaststätte sowie ein Glasdach über dem
Innenhof zum Opfer fallen. Die Unterlagen für eine
neue Ausschreibung werden nach Marotzkes Worten
derzeit fertiggestellt. Doch er ist zuversichtlich, dass
es im Juni 2000 mit der Renovierung losgehen kann.
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