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Dieter Meier schrieb am 13.4. 2004 um 13:17:02 Uhr über

Märchensteuer

Es war einmal, vor langen, langen Jahren in einem Königreich, weit hinter den Bergen.
Dort gabe es einen sehr einsamen König, der hatte keine Königin, nur einige Diener und Soldaten. Ihm war immer ein wenig weh zumut und deswegen wollte er mehr Gesellschaft.
Ei, so holt er alsbald seinen Kämmerer, der doch nur leere Kassen aufweisen kunnt.
Der Rest vom Märchen ist schnell erzählt: Der Kämmerer hieß Hans im Glück, er fand die drei goldenen Haare des Teufels und die Party konnte beginnen.
Wein, Weib, Gesang, daß nur so eitel Sonnenschein war über dem kleinen Reich. Selbst alle Bürger bekamen zwei Tage frei in der Woche und erhielten auch weiterhin ihr Salär.
Irgendwann war alles Geld in Saus und Braus verbraten und Neues mußte her. Die Soldaten waren aber ihrer zu wenige, daß ein Angriff auf den reichen Vetter östlich des Schlaraffenmilchflußes wirklich Sinn gemacht hätte.
Na, da dacht sich der Eichels Hans was Feines aus: Jeden Tag, an dem einer vom Königreich irgendwo anders erzählte, verbrauchte sich ein gaaaanz kleines Bißchen. Was lag näher, als eine Verbrauchsabgabe oder Steuer zu erheben?
Diese sollte natürlich nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb des kleinen Reiches erhoben werden: Jeder, der ein wenig flunkerte, der Wahrheit nachhalf oder gar log, daß sich die Balken biegen, sollte darauf einen Zehnt (der hieß aber nur aus Tradition so, eigentlich hätte es sechstzehnt-tel heißen müssen) in die königliche Butterbrotschatulle, äh, Schatztruhe abführen.
Und da bekanntlich nichts wieder abgeschafft wurde, obwohl der Grund für die Einführung längst obsolet war, lebt sie noch heute putzmunter weiter (wenn sie nicht irgendwann doch alle gestorben sind.).


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