Eltern meinen, daß in jedem Lehrer ein Märchenprinz stecken müsse, weil er ihren Kindern Wissen vermittelt. Den Vorgang der Wissensvermittlung empfinden ungeschulte Eltern in der Regel als Traum und somit als märchenhaft. Kinder, zumindest die, auf die sich unsere Gesellschaft später wird verlassen können, sehen das anders. Glücklicherweise. Für Kinder personifiziert sich der Märchenprinz zum Beispiel in demjenigen, der unvermittelter Dinge die Tür zum Klassenzimmer aufreißt und »Hitzefrei nach der vierten Stunde« verkündet. Im späteren Leben tritt der Märchenprinz bzw. die Märchenprinzessin in Form einer Politesse in Erscheinung, die, kurz bevor sie dazu kommt, den Strafzettel vollständig ausgefüllt zu haben, an einer plötzlichen Herzattacke und vor den Augen der Kinder zu Grunde geht. Die Eltern sind geschockt, ziehen sich aus, um ihre teuren Designerklamotten über den plötzlich entstandenen Leichnahm zu werfen; die Kinder hingegen schmunzeln und denken sich: »Hitzefrei nach der vierten Stunde!« und saugen noch ein wenig gedankenverloren an der staatlich subventionierten Schulmilch. So war das früher und so wird es wohl nie mehr wieder werden, weil es staatlich subventionierte Schulmilch seit geraumer Zeit nicht mehr gibt. Dafür gibt es jedoch die Kindermilchschnitte, die die Kinder beizeiten zu Diabetikern macht. Für Ärzte und Pharmavertreter ein märchenhaftes Ergebnis, für Krankenkassen und Politiker ein Alptraum. Letztere fliegen daraufhin spontan auf Bonusmeilen in den Urlaub, um, wie Rezzo, in Thailand ungebeten ihren Schlauch zu verlegen. Denn schließlich ist es heiß und Hitzefrei gibt es auch dort erst nach der vierten Stunde. Schließlich kommt der Märchenprinz mit der Sense und... Nein, leider nicht, denn das wäre zu schön, um wahr zu sein!
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