Bis heute fasziniert die Lebensgeschichte König Ludwigs II. von Bayern viele Menschen in der ganzen Welt. Der Monarch zählt nicht zuletzt wegen seiner Gestalt und seinen romantischen Träumereien, die er Wirklichkeit werden ließ, zu den außergewöhnlichsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Sehr jung - im Alter von 18 Jahren - bestieg der Kronprinz am 10. März 1864 den bayerischen Thron, nachdem sein Vater, König Maximilian II., mit erst 53 Jahren überraschend gestorben war. Die Sympathie seiner Untertanen war ihm gewiß: Der junge, attraktive Ludwig galt als der schönste und von den Frauen begehrteste König seiner Zeit.
Geboren wurde Ludwig am 25. August 1845 im Schloß Nymphenburg in München. Er und sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Otto verbrachten einen Großteil ihrer Kindheit fern der Hauptstadt München auf Schloß Hohenschwangau im Allgäu. Getrennt von den Eltern, erzogen von nüchternen und korrekten Beamten, die vor allem darauf bedacht waren, den Kronprinzen mit den Realitäten der Welt vertraut zu machen, lebte Ludwig jedoch hier in einer Umgebung weit entfernt von der großen Staatspolitik. Heimlich begann der Heranwachsende, sich nachts mit dem zu beschäftigen, was ihn besonders interessierte: Theater, Opernlibretti und Literatur.
Der junge Bayernkönig regierte in einer Epoche des Wandels in Europa. Die Politik zwang ihn Kriege zu führen, obwohl er sein Leben allein der ewigen Schönheit und Wahrheit der Kunst widmen wollte. In seine Regentschaft fällt die Zeit des Einigungskrieges gegen Preußen und später gegen Frankreich sowie die Gründung des Deutschen Reiches unter der Kaisermacht der Hohenzollern. Die Niederlage Bayerns im Jahre 1866 gemeinsam mit Österreich gegen Preußen leitete den Souveränitätsverlust Bayerns bei der Reichsgründung vier Jahre später ein. Eine sehr enge, persönliche Beziehung verband König Ludwig II. zu seiner Cousine und österreichischen Kaiserin Elisabeth, genannt Sissi. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten und fühlten sich seelenverwandt: Ludwig und Sissi gaben sich gerne unkonventionell, liebten die Einsamkeit, hassten höfischen Zwang, waren bildungseifrig und sehr belesen, vor allem in klassischer Literatur. Beide waren gegen Krieg und Gewalt, hatten ein sehr selbstbewusstes Verhältnis gegenüber der Kirche und suchten aufrichtige Freundschaften.
Seit seiner Jugend schwärmte Ludwig für den genialen Komponisten Richard Wagner und dessen romantische Opern. Wenige Wochen nach seiner Inthronisierung holte der bayerische König den von Existenzängsten geplagten Musiker nach München und befreite ihn nicht nur von seinen materiellen Sorgen, sondern ermöglichte ihm einen derart aufwendigen Lebensstil, daß er damit auf Unverständnis und Ablehnung sowohl seitens der Minister als auch seines Volkes stieß. Der König aber wollte, daß der »Meister« sich ohne Einschränkungen seiner Kunst widmen und seine entworfenen Werke ausführen konnte. Die Uraufführung von »Tristan und Isolde« im Nationaltheater im Jahre 1865, wurde von Ludwig als der »vielleicht größte Tag in der Musikgeschichte der bayerischen Landeshauptstadt« gelobt. Doch aufgrund des Einspruchs der protestierenden Minister mußte Wagner, Ludwigs »theuerster und liebster Freund«, schon im selben Jahr München wieder verlassen.
In den kommenden Jahren zog sich der König immer mehr in die phantastischen Traumwelten seiner Schlösser in wilder Bergeinsamkeit zurück. In nur zwei Jahrzehnten auf dem Thron entstanden immer neue und immer kühnere Pläne. Einige - beispielsweise das Schloss Falkenstein - wurden nicht realisiert. Andere wurden Wirklichkeit und werden heute von Besuchern aus aller Welt bewundert: Das im französischen Stil erbaute Rokoko-Juwel Schloss Linderhof, Schloss Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles und als Höhepunkt das berühmte, der mittelalterlichen Wartburg nachempfundene Märchenschloss Neuschwanstein.
Nach Ansicht der königlichen Minister sollten die drei prachtvollen und kostspieligen Schlösser das bayerische Volk von der Unzurechnungsfähigkeit des Königs überzeugen. Bayern, behaupteten sie, sei nur durch Absetzung vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Geliebt von seinem Volk, aber gehasst von seinen Ministern wurde Ludwig II. im Jahre 1886 für geisteskrank erklärt und abgesetzt. Wenige Tage später, am 13. Juni, starb er auf mysteriöse Weise im Starnberger See. Die Umstände seines Todes geben bis heute Anlass zu vielfältigen Spekulationen. War es ein Unfall während eines Fluchtversuchs, Selbstmord oder gar Mord durch seine politischen Gegner? Die Akten des geheimen königlichen Hausarchivs, die das Geheimnis vielleicht lüften könnten, sind noch immer verschlossen.
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