Ich begreife mehr und mehr, woraus viele Religionen, nicht zuletzt die christliche, ihre Anhängerschaft rekrutieren. An Abenden wie heute, vielleicht noch durch die entsprechend erinnerungsschwangere Musik wie den Schwanengesang von Heinrich Schütz, dem Kleinod osmanischer Musik 'Sabreyle-Gönül' oder Orffs Burleske 'Der Mond' genährt, packt mich maßlose Sehnsucht, Konrad wiederzusehen. Und zu gern würde ich in solchen Momenten an ein vages jenseitiges Arkadien glauben, in dem man sich, wie es in den Broschüren der Zeugen Jehovas so reizvoll abgebildet ist, gegenseitig in die Arme rennt, schmerzlos, zweifellos, offen und endgültig. Doch die Chance ist vermutlich deutlich geringer als die eines Lottogewinns. Und mag sich mein Leben derzeit auch noch so leer anfühlen, Lotto werde ich nie mehr spielen brauchen.
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