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Film-Dienst schrieb am 15.11. 1999 um 23:12:34 Uhr über

Lolita

Ein knapp 40jähriger Literaturprofessor heiratet seine Vermieterin nur, weil er die Nähe ihrer 12jährigen Tochter sucht. Als seine Frau durch einen Unfall ums Leben kommt, geht er mit dem frühreifen Mädchen eine Liebesbeziehung ein. Als ihn die Kindfrau mit einem Liebhaber verläßt, bricht für ihn eine Welt zusammen. Nach Jahren erfährt er die Identität seines Rivalen und erschießt ihn. Verfilmung des bekannten Romans von Vladimir Nabokov, der es nicht gelingt, die stilistische Originalität des Romans ins Visuelle zu übertragen. Statt die erotische Komponente glaubhaft auszuspielen, flüchtet sich der Film in populär-psychologische Metaphern und spekulativ wirkende Gewaltszenen.

Der 1955 veröffentlichte Roman »Lolita« des Exilrussen Vladimir Nabokov (1899-1977) - anfangs als Pornografie verkannt und in vielen Ländern verboten - zählt mittlerweile zu den modernen Klassikern der Weltliteratur. Wie alle Werke Nabokovs lebt »Lolita« von der Musikalität seiner Worte, der Poesie seiner Dialoge. Mit ungewöhnlicher Sprachpracht und überraschenden Metaphern breitet Nabokov die Geschichte eines 37jährigen Literaturprofessors aus, der sich in eine 12jährige verliebt, und schon nach wenigen Seiten wird klar, daß dieses wortgewaltige Werk ein Buch zum Lesen und kein Roman zum verfilmen ist. Trotzdem wagte Stanley Kubrick 1961 eine erste filmische Adaption (fd 11 201), zu der Nabokov als Drehbuchautor gewonnen werden konnte. Nachdem er sein ursprünglich 400seitiges Skript auf 200 Seiten gekürzt hatte, wurde es von Kubrick und seinem Produzenten noch mehrmals umgeschrieben. So verwundert es nicht, daß nun unter der Prämisse (vermeintlich) gelockerter Moralvorstellungen ein Remake gedreht wurde. Die Wahl, den durch sein »Spiel« mit der Unmoral (u.a. in »9 1/2 Wochen«, fd 25 587, »Ein unmoralisches Angebot«, fd 30 229) vorbelasteten Adrian Lyne mit der Regie zu betrauen, schürte die Erwartungen auf eine romanadäquatere Umsetzung. Aber auch Lyne wagte sich nicht an die erotische Substanz der Vorlage, ergeht sich eher in den Unverbindlichkeiten gepflegter Literatur-Verfilmungen.

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