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Nyarlathotep schrieb am 2.5. 2000 um 22:30:03 Uhr über

Lolita

Vladimir Nabokovs Werk mit dem Titel »Lolita« wurde von Stanley Kubrick verfilmt. Nabokov schrieb ein Drehbuch, von dem am Ende bei Kubrick nicht viel übrig blieb, doch erkannte Nabokov die Veränderungen als nachvollziehbar an und würdigte Kubricks eigene künstlerische Vorstellungen.

Wie alle Filme Kubricks ist auch dieser bemerkenswert und stellt einen hübschen Kontrast zum reinen Hollywood-Film »Spartacus« dar, an dem Kubrick zuvor als Regisseur mitgearbeitet hatte, mit dem er aber auch äußerst unzufrieden war, weil er abgesehen von der Regie der einzelnen Szenen keinen Einfluß auf ihn hatte (beispielsweise auf das äußerst plakative Drehbuch). Bei »Lolita« indes gab es nur eine hauptsächliche Einschränkung, nämlich die erwartete Zensur bei einem Thema, das auch heute noch mit Kneifzangen angefaßt werden würde (Humbert Humbert, ein Mann in mittleren Jahren, verführt - oder besser: wird verführt von - Lolita, 12jährige Nymphomanin). Humbert Humberts sexuelle Neigungen werden nicht allzu ausführlich ausgeleuchtet, Lolita nicht ihrem Alter in der Vorlage entsprechend besetzt, die Höhepunkte in der Freizügigkeit sind ihr Posieren in leichter Bekleidung im Garten und das Färben ihrer Fußzehen.

Die Erzählstruktur ist nicht ganz uninteressant: Das Ende wird schon am Anfang gezeigt, um am Schluß nur noch angedeutet zu werden. Und unter Kubrick werden die Darsteller zu Höchstleistungen angespornt:

James Mason als Humbert Humbert spielt seine Rolle derart eindringlich und ausdrucksstark, daß kein innerer Monolog nötig ist, um die Gefühle und Gedanken seiner Figur zu offenbaren. Peter Sellers spielt Clare Quilty, der sich stets als eine andere Person ausgibt (in Kubricks nächstem Film, »Dr. Strangelove or: How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb« wird er gleich drei verschiedene Rollen besetzen), Shelley Winters spielt die hassenswerte und zugleich mitleidserregende Charlotte, und nicht zuletzt zeigt Sue Lyon mit der Figur der Lolita als eigentliche Titelgeberin des Werks, daß sie schon mit jungen Jahren erstklassige Arbeit leisten kann.


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