Mein Lieblingsgetränk ist Tee. Das ist mir bewußt geworden, als ich unlängst 4 Wochen auf Reha gewesen war. Es hieß, man solle da keinen Alkohol trinken, und ich wurde heimtückisch gefragebogt, ob ich damit ein Problem hätte. Nö, hab ich angekreuzt, und das war auch tatsächlich kein Problem mit dem keinen Alkohol.
Was aber echt ein Problem war, war der Tee. Da gab es nämlich nur so einen Teebeutel-Dünnschiss, und Wasserkocher durfte man auf dem Zimmer keine benutzen. Und mit der lauwarmen Brühe aus dem Speisesaal konnte man vielleicht gurgeln, aber doch keinen Tee aufbrühen ! Also hab ich Milchkaffee zum Frühstück getrunken. Das klappte sogar ganz gut. Das mach ich ja auch sonst ab und zu mal, vor allem, wenn ich unterwegs bin. Unterwegs kriegt man ja so gut wie nie vernünftigen Tee. Vernünftigen Kaffee gibt es dagegen schon, sogar bei McDonalds.
Ich bin durchaus kein echter Teefreak, der erhebliche Teile seines Einkommens in sogenannten »Teeläden« ausgibt - die Preise für die Kräuter dort sind absurd. Sowas zahle ich meinem dealer noch nicht mal für gutes Gras ! Meinen Tee kaufe ich bei Aldi. Jedes Jahr am Ende des Winters, manchmal sogar schon um Weihnachten, manchmal erst im März, gibt es bei Aldi »Westminster-Tee«. Das ist wohl so ne Eigenmarke von denen. Es gibt Darjeeling zu 3,99, Assam-Darjeeling und Ceylon zu 2,99 in praktischen, farb- und formschönen, auch anderweitig haushälterisch verwendbaren Blechdosen, teilweise auch in Packungen, jedenfalls 200g. Da schlage ich dann immer zu. Das ist immer eine spannende Zeit, weil ich zunächst mal ein paar Packungen zum Normalpreis kaufe, um mindestens bis zum Spätsommer versorgt zu sein, und dann auf die Reduzierung hoffe, die berühmten roten Preisschilder. 2013 hatte ich richtig Glück, und hab den Assam-Darjeeling zu 0,60 und den Darjeeling zu 1,50 schießen können. Mit dem BW-Rucksack bin ich aufgelaufen, hab soviele Teepackungen auf's Band an der Kasse gehäuft, das nicht nur die Einzelhandelsfachkauffrau breitestmöglichst grinste, sondern auch die Wartegemeinschaft hinter mir das ganz lustig fand. Einer meinte sogar, ich würde ein Hilfspaket für Ossetien (gibt's sowas überhaupt ? Ossetien ?) damit bestücken wollen.
Und davon süppelete ich dann über ein Jahr. Heuer war die Beute nicht so prächtig, ich mußte voll die Normalpreise zahlen, erwischte aber einen auf 0,60 zu 200 g reduzierten, völlig geschmacksneutralen »English breakfast«-Tee, der hochgradig Teeinhaltig ist. Damit strecke ich den guten Tee, und so, wie die Versorgungslage sich derzeit darstellt, käme ich damit auch wieder bis zum nächsten Sommer, kann also ganz entspannt die »Westminster-Saison« bei Aldi auf mich zukommen lassen ! Übrigens: ich lasse meinen Tee, wenn er anregend sein soll, 8 - in Worten: acht - Minuten ziehen, das kommt viel besser als 3 Minuten, die Bitterstoffe, die müde machen, lösen sich dann irgendwie wieder auf, probiert's ruhig mal !
Was ich aber sagen wollte:
Weil man bei dieser Reha ja kein Alkohol trinken durfte, hab ich mir zuhause ne schöne Flasche Rotwein hingestellt, und ein Sixpack Bier, damit ich was habe, worauf ich mich freuen kann und so, und als ich dann nach diesen 4 völlig teelosen Wochen endlich wieder zuhause war - ich hab weder den vino, noch das Bier angerührt, und mir erst mal ne schöne Kanne Tee gemacht und mit geradezu grunzendem Behagen eingeschlürft !
Prost !
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