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Susanne schrieb am 14.8. 2006 um 18:20:47 Uhr überLieblingsgeschichten |
Wir Kinder hatten einen Heidenrespekt vor ihr. Nur selten drangen wir bis in ihr Wohnzimmer vor, noch seltener in ihr Schlafzimmer. Dort gab es eine blauweiße Porzellanschüssel, deren Inhalt zu wilden Spekulationen anhielt – Bilder, Karten, Billets, Tüten. Auf einem Bild ein junger Mann in grauer Uniform und waagrecht stehendem Bart, der streng in die Kamera blickte. Niemand wußte seinen Namen. Sie war unverheiratet. Es hätte auch nicht zu ihr gepaßt. Einmal sah ich sie am Fenster ihres Wohnzimmers stehen und in den Garten schauen. Sie schien mich nicht zu erkennen. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Winkte hinauf. Ich glaubte Tränen auf ihren Wangen zu sehen. Vielleicht hielt sie Ausschau nach dem jungen Soldaten. Ihr Blick bedrückte mich und ich machte mir vor Panik in die Hose. Das Bild habe ich nie wieder gesehen, nach ihrem Tod blieb es verschollen wie der junge Mann. Aber ich würde ihn erkennen, wenn er vor mit stünde. Was recht unwahrscheinlich ist. |
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