Liiihbe iiiest wännn es landliebähä iiiest
Das geht ins Ohr.
So wie unzählige Scheiß-Schlager. Du haßt die Melodie, Du verachtest den Inhalt, aber Du kriegst den Ohrwurm nicht raus.
Das menschliche Hirn ist zu jeder Blödheit bereit. Die Kombination von Inhalt und Ton, von Trägermedium und sogenannter Botschaft muß stimmen, und schon blinkt der hassenswerte Fetzen Gesang und Wort tagelang, wochenlang wie eine defekte Neonreklame durch meinen Geist. Das Interessante ist dabei die Aufspaltung oder Dissoziation. Ich will sie nicht, aber die Botschaft ist mächtiger. Ich summe sogar beim Abspülen »Landliebe«, so nasal wie möglich und mit italienischem Akzent, wie es sich für Schlager gehört. Ich hoffe, daß es dann aufhört, oder daß jemand das hört und Komponisten und Texter erschießt, aber den Sänger verschont.
Aber nichts passiert. Da bleibt nur: es zu akzeptieren. Ich kauf ja weder Produkt noch Botschaft. Ich könnte mich wehren: in die Stille gehen, wo ich irgendwann vor lauter Stille anfange, Lieder über die Landliebe zu singen. Also nicht. Oder warten, bis der nächste sinnfreie Titel mein Hirn flutet und die Landliebe in den Gulli schwemmt. Dort gehört sie hin. Wie auch die Stadtliebe.
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