Die Leuna-Affäre ist etwas, worüber man sich stundenlang (öffentlich oder nicht, das spielt keine Rolle) aufregen kann, ohne den geringsten Erfolg zu erziehlen. Sah ich doch kürzlich den Scheibenwischer mit dem guten alten Meister Hildebrandt. Da wurde doch tatsächlich genau das auf den Tisch gebracht, was erst vor kurzem in Deutschlands demokratischsten Blatt, der »Zeit«, zu lesen war: Der Rummel um das Schweigen in der Leuna-Affäre. Ein Genfer Staatsanwalt hatte sich nämlich, so quasi als Freizeitbeschäftigung, die Sache mal zur Hand genommen und mit einigem Enthusiasmus durchforscht. Dabei fand er schauderliche Dinge heraus: Ein gigantisches Netzwerk aus Briefkastenfirmen, Schwarzgeldkonten und scheinbaren Geschäften, welches letztendlich nur einem Zweck gedient haben konnte: Millionen und aber Millionen deutsche Mark, schweizer Franken und französische Franc sicher und unbeschwert an der Steuer und sonstigen Institutionen vorbeizuschmuggeln. Das alles verpackt in eine hübsche Geschichte, deren mysteriöse Hauptrolle der Altkanzler besetzte und dekoriert mit einem Schleifchen aus lauter angesehenen deutschen Politikern.
Der Genfer Staatsanwalt legte diese, seine Nachforschungen einer deutschen Staatsanwaltschaft auf den Tisch mit der Bitte, man möge ihm doch mal Konkretes zukommen lassen, was zur Aufklärung des ganzen beitrage. Doch niemand rührte sich. Die Deutschen schoben das Material von einer Prüfstelle zur anderen und kamen schlußendlich zu der Feststellung, daß eine deutsche Staatsanwaltschaft ja überhaupt nicht dafür zuständig sei. Woraufhin der Genfer Staatsanwalt den Bundestag befragte, von dem er eine äußerst zurückweisende Antwort bekam. So nach dem Motto: Wir wären ja schön dumm, wenn wir uns selbst auf die Schliche zu kommen suchen...
Man darf gespannt sein, ob die Geschichte noch weitergeht, oder ob sie endgültig versickert.
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