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Höflichkeitsliga schrieb am 13.2. 2003 um 00:39:52 Uhr über

Lesbe

Als wir heute den unerwartet dreckig und matschigen Weg vorbei am Flughafen hin zur Konzerthalle gegengen sind, nun, da konnten wir nun ja noch nicht ahnen was uns erwarten würde. Schon der Hinweg geriet uns ja, wie gesagt, ein wenig zur Überraschung, weil wir von unseren kleineren Expeditionen im letzten Sommer ja nun eigentlich einen schönen Spaziergang am Rand der idyllischen Hasdenheide erwartet hatten, langsam schlendernd am Rande der sechsspurigen Ost-West-Verbindungsstraße, wo der freundliche Berliner gerne mit dem Nissan entlangfährt, oder auch mit dem Mercedes, aber wie sollten wir enttäuscht werden, die Dunkelheit war schon längst hereingebrochen, die Gräser waren abgestorben und der sonst so federnd schöne Weg auf dem im letzten Sommer die Jogger und allerlei Publikum in das naheliegende Freiluftbad unterwegs waren, hatte einem gefrorenen Matschpfad platzgemacht, auf dem ich mich so recht Mutterseelenallein fühlte, abgesehen nur von ein paar Drogenhändlern, die sich vereinzelt nach Geschäftsschluss um kurz vor Viertel nach Acht aus dem Park in Richtung der den Fußweg säumenden Bushaltestellen bewegten. Es war dann auch ein rechtes Gefühl des Grusels angesichts der toten Natur auf dem eisig verwinterten Pfade, welches mich wider meines ersten Entschlusses nun ebenfalls den Bus nehmen ließ, vier Stationen hin zur Konzerthalle. Dort hatte sich schlechterdings allerhand langweiliges ereignet, allein, einen entfernten Bekannten hatte ich getroffen, was natürlich eine Gaudi an sich war du, aber mehr bewegt hatten mich eben jene Lesbierinnen, welche ich unvermutet nach dem dritten Bierholen, und danach noch wiederholt, bei innigem Kusse zufällig beobachten konnte. Zuerst hatte ich gedacht daß es sich bei dem Geschlechtspartner der jungen Frau um einen Mann mit langen Haaren handeln müsse, erst dritte und vierte unaufdringliche Blicke belehrten mich nun eines besseren, und es mögen tatsächlich zwei gutaussehnde Teenagelesbierinnen gewesen sein, die sich dort, innig, aber nicht zu rasch, gegenseitig einander hingaben. Nun, was kann ich sagen als daß mich in diesen Minuten ein Schmerz erfüllt hat, nicht derjenige der etwa den homophoben Charakter bei solchen Beobachtungen heimsucht, sondern eher war es die Melancholie des Enderstdrittelzwanzigers, die Heimsuchung des Gefühls der verlornen Jugend, die Wiederherstellung des unguten Empfindens, welches mich als adolescensus so oft zwischen den gelbgestrichenen Hoch- und Mehrfamilienhäusern meiner in einer bayerischen Großstadt verbrachten Jugend aufsuchen zu gedachte, wenn ich etwa durch die Fenster in den hellerleuchteten Zimmern, gerade zur Winterszeit, die gleichaltrigen Haupt- oder Realschülerinnen beim Fernsehen zufällig beobachten konnte...


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