|
Seit einigen Stunden bin ich im Besitz einer Leni-Riefenstahl-Zahnbürste, was mir nach all den Jahren einer glücklichen Beziehung zu Dr. Best selber noch ein wenig unheimlich ist. Ich war nämlich heute bei meinem neuen Zahnarzt, direkt vor der Tür gelegen, der ist zwar fast noch ein Kind, aber auf die Distanz kann ich auch noch einen fehlerhaft aufgemeißelten Unterkiefer nach Hause schleppen. Der blutjunge Zahnarzt in seiner Praxis, die noch nicht nach Blut, Schweiß und Tränen roch, sondern nach Epoxitharzkleber und Acrylfarbe, schaute auch sehr ernst, als er meine Zähne sah, ließ ihnen eine Reihe erstaunlicher Erfindungen angedeihen, die bei meinem letzten Zahnarztbesuch wohl noch in den Kinderschuhen gesteckt haben dürften, und fotografierte zuguterletzt die nikotinfleckigen Innenseiten meiner auf Schau getrimmten Trümmer mit einer Art Kuli auf das Demütigendste. Ich gelobte aufrecht und zerknirscht Besserung und bekam zur Strafe als erstes die Buße des Kaufs einer hochmodernen Multifunktionselektrozahnbürste auferlegt, die ich auch sofort erwarb und zuhause im Bad anschloß. Ich hatte das aber ehrlich gesagt schon wieder halb vergessen, als ich vorhin in das zuerst noch dunkle Badezimmer trat und im Spiegel ein Blinken sah, das an eine Mäusepolizei denken ließ. Ein sonderbarer Reflex, aber immer, wenn ich ein Blaulicht blinken sehe, meine ich ein wenig, es gölte meinen Nächsten (wem?) oder mir. Woher kam das blaue Licht? Nur aus der Zahnbürste, die so ihren Ladezustand kundtat. Protest auf den billigen Plätzen: »Die Pointe? Was ist mit der Pointe?« Tut mir leid, aber ich muß ins Bad, Zähne putzen, ach was, massieren.
|
