|
Bei der Mittagstafel, die um fünf Uhr abgehalten wurde, brachte der General, nachdem er dem aufwartenden Diener zuge,- wink hatte sich zu entfernen, Mariens Gesundheit aus und machte dabei mit einigen geschickten, herzlich klingenden Worten den Seinigen die Mittheilung von der bevorstehenden Vergrößerung des Familienkreises. Außer der Generalin, welche Marie mit vollen Backen freundlich zunickte, schien niemand etwas derartiges erwartet zu habett, aber die Begeisterung, mit welcher sowohl Eilly als Engelbert die Neuigkeit anfnahmen, war darum nur desto schmeichelhafter für die junge Malerin. Der Dragoner- Lieutenant, welcher an ihrer Seite saß, hatte sich erhoben, und während er, den Oberkörper tief herabneigeud , sein Glas an das ihre klingen ließ, traf sie ein so beredter Blick seiner karen Augen, daß sie in neuer Verwirrung die Lider senkte. Sie bemerke darüber nicht, daß auch Lothar ihr den schäumenden Ehampagner- kelch entgegengestreckt hatte, und erst Eillys lachender Zuruf mußte sie darauf hinweisen. Sie wollte ihre Unachtsamkeit entschuldigen, denn sie fühlte ohnedies ein aufrichtiges Bedauern über ihr voriges Benehmen gegett Lothar, und es würde ihr sicherlich leicht ge- worden sein, ein scherzendes Wort des Schuldbekenntnis und der Neue zu sinden, wenn sie auch nur das geringste Anzeichen des Gekränkseins oder des Schmollens in seinen Mienen gelesen hätte. Aber es war eine so gelassene Freundlichkeit in der Art, wie er ihr zutrank, ein - wie sie meinte - so überlegen hnld^ voller Ausdruck des Wohlwollens in seinen Augen, daß sie trotz ^ aller guten Vorsätze nicht zur Ausführung ihrer Absicht gelaugte, und daß es bei einem kurzen, wortlosen Zusammenstoßen der Gläser sein Bewenden hake.
|
